Nachhaltig leben

Wie kann Wirtschaft in der Praxis mit Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit verbunden werden? Amsterdam macht es vor und wendet als erste Stadt das Wirtschaftsmodell der Donut-Ökonomie an. Das Modell wurde im April 2018 von der Wirtschaftswissenschaftlerin und Oxford-Professorin Kate Raworth vorgestellt und stellt einen Lösungsansatz für die Probleme des aktuellen primär von Wachstum und Kapitalismus geprägten Wirtschaftssystems dar. Das Donut-Modell weist nach Raworth „in eine Zukunft, in der die Bedürfnisse jedes Menschen befriedigt werden, während zugleich die lebendige Welt geschützt wird, von der wir alle abhängig sind.“ Es orientiert sich dabei sowohl an dem Modell der Planetaren Grenzen von Johan Rockström als auch an den 17 Zielen für Nachhaltige Entwicklung und basiert auf der Existenz planetarer und sozialer Grenzen. Dabei bietet nur die Berücksichtigung dieser Grenzen einen sicheren und gerechten Handlungsraum für die menschliche Zivilisation.

Der Donut steht bei der Donut-Ökonomie sinnbildlich für die Gesellschaft und ihre wirtschaftlichen Grenzen. Der äußere Ring des Donuts symbolisiert die „ökologische Decke“, die natürlichen Begrenzungen wie z. B. Klimawandel, Verlust der Artenvielfalt oder Landnutzungsänderungen, bei deren Überschreitung es zu Zerstörungen der natürlichen Lebensgrundlagen kommt. Die roten Keile, die über die ökologische Decke hinausragen, veranschaulichen dabei das Überschießen über die planetaren Grenzen. Der innere Ring steht für das „gesellschaftliche Fundament“, das all das Lebensnotwendige beinhaltet, was jedem Menschen zustehen sollte wie z. B. Gesundheit, Bildung und Wasser. Die dunklen Keile unterhalb dieses Fundaments stellen dar, in welchem Ausmaß den Menschen weltweit die elementaren Lebensgrundlagen vorenthalten werden. Einen „sicheren und gerechten Raum für die Menschheit“ gibt es nur im Donut selbst, zwischen den ökologischen Grenzen und den gesellschaftlichen Mindeststandards. Doch wie kann solch ein Leben im Donut aussehen?

Im April 2020, mitten in der ersten Corona-Welle, verkündet die Stadt Amsterdam, dass sie mithilfe des „Donut-Modells“ eine soziale Kreislaufwirtschaft gestalten möchte. Man werde die Corona-Krise nutzen, um aus dem heutigen Produktions- und Konsummuster auszusteigen und der Klimakrise ein konkretes Programm entgegenzusetzen, erklärte die Vizebürgermeisterin Marieke van Doorninck. Unser gegenwärtiges Verhalten sei manchmal destruktiv, erläutert sie. Im Moment werfen wir Produkte weg und verbrennen sie, obwohl sie wertvolle Rohstoffe enthalten. “Angesichts der Tatsache, dass die Materialien in der Welt begrenzt und knapp sind, ist das unentschuldbar.” In Zusammenarbeit mit Raworth entwickelte Amsterdam daher ein Konzept, welches u. a. beinhaltet, die Energiegewinnung auf Solarstrom und Windkraft umzustellen und den CO2-Ausstoß entscheidend zu senken. Außerdem sollen möglichst nur noch recycelte Rohstoffe zum Einsatz kommen, und zwar ab 2030 zu 50 und ab 2050 sogar zu 100 Prozent.

Laut Marieke van Doorninck habe man festgestellt, dass sich sehr viele Amsterdamer ein solches neues Wirtschaftsmodell wünschen. In der Bevölkerung scheint Optimismus vorzuherrschen, dass die Einführung der Kreislaufwirtschaft gelingen kann. Dementsprechend sind bereits einige Projekte und Initiativen gestartet worden: So treibt zum Beispiel der Chemiker Koos Schenk ein Verfahren zum Recycling von Zement voran, denn bei dessen konventioneller Herstellung entstehen CO2-Emissionen, die in etwa dreimal denen des weltweiten Flugverkehrs entsprechen. Darüber hinaus setzt eine Wohnungseigentümergemeinschaft auf nachhaltige Wohnkonzepte und baut klimaneutrale Hausboote, die sich selbst mit Energie versorgen.

Zugleich setzt eine Wissenschaftlerin den platzsparenden Nahrungsmittelanbau mitten in der Stadt um. In sogenannten „Food Forrests“ wachsen hier auf engstem Raum Obst und Gemüse. Zusätzlich leisten diese Gärten einen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt. Neben diesen wichtigen Projekten sind außerdem Änderungen im Steuersystem angedacht: Die Steuern für Rohstoffe sollen erhöht werden, während dagegen die Abgaben auf Löhne sinken. Damit soll ein Anreiz geschaffen werden, Waren zu reparieren, statt neu zu produzieren. Inzwischen haben sich Städte wie Kopenhagen, Philadelphia und Portland angeschlossen und planen ebenfalls, eine am Donut-Prinzip orientierten Ökonomie einzuführen.

Weitere Informationen unter:

https://utopia.de/ratgeber/donut-oekonomie-das-steckt-hinter-dem-konzept/

https://www.fluter.de/donut-oekonomie-amsterdam-wirtschaft

https://neuezeit.at/donut-oekonomie-kate-raworth-amsterdam/

https://praxistipps.focus.de/donut-oekonomie-wirtschaftsmodell-einfach-erklaert_108475

Aufgrund der technischen Entwicklung kann man heutzutage leicht das Gefühl bekommen, als Laie kaum noch Dinge selbst reparieren zu können. Denn nicht nur der Herstellungsprozess ist bei vielen Produkten weitestgehend technologisiert. Geräte werden außerdem immer kleiner und komplexer gebaut, sodass eine Reparatur schwieriger erscheint. Viele Leute sind deshalb unsicher und trauen sich eine Reparatur oft nicht zu. Das wirft die Frage auf, mit welchen Hilfestellungen man dieser Unsicherheit begegnen kann, und ob sie gerechtfertigt ist oder sich auch heutzutage noch viele Dinge reparieren lassen.

Beim Thema Reparatur kommen einem zunächst oftmals Dinge wie Socken mit Löchern oder kaputte Reißverschlüsse in den Sinn. Aber reparieren kann man noch viel mehr. So lassen sich darüber hinaus z. B. quietschende Türen oder solche mit einem defekten Schließmechanismus wieder reparieren. Genauso sieht es bei Dingen wie einem Spülkasten, einem tropfenden Wasserhahn oder einem verstopften Abfluss aus. Aber auch vor dem Reparieren von einfacher Elektronik wie einer Lampe sollte man keine Angst haben, denn beachtet man ein paar Sicherheitsregeln, kann man auch hier kaum etwas falsch machen. Und oft geht die Reparatur leichter als gedacht. Als Grundregel gilt bei all diesen Sachen: wenn man ein paar Tipps und Tricks kennt, lässt sich fast alles mit einer Grundausstattung an Werkzeug reparieren. Anleitungen hierzu findet man z. B. auf Webseiten wie dieser, in Handbüchern oder im Internet, wo man zu vielen Reparaturmöglichkeiten sogar umfangreiche Erklärvideos findet. Und wenn dir einmal das passende Werkzeug fehlen sollte, musst du dieses nicht immer neu kaufen, sondern kannst viele Werkzeuge wie z. B. eine Schlagbohrmaschine bei der “Bibliothek der Dinge” oder ähnlichen Leih-Angeboten in deiner Stadt ausleihen.

Doch wie sieht das bei komplizierteren Dingen wie Elektrogeräten aus? Auch hier sollte man sich nicht abschrecken lassen. Denn oft ist nur ein kleines Teil im Gerät kaputt, welches ausgewechselt werden kann. Der Austausch des Bauteils kostet dabei meist nur einen Bruchteil des Neukaufpreises. So kann ein gesprungenes Display des Handys, ein alter Akku oder auch ein Laptop in sehr vielen Fällen repariert werden. Gleiches gilt jedoch auch für größere Haushaltsgeräte wie Staubsauger, Drucker oder Waschmaschinen. Bei all diesen Geräten benötigt man als Laie allerdings oftmals Hilfestellungen zur Reparatur. Diese können z.B. bei iFixit gefunden werden. IFixit ist eine Wiki-basierte Website, die anschaulich zeigt, wie man IT-Geräte, Haushaltsgeräte, Fahrzeuge und viele weitere Dinge reparieren kann. Jede und jeder kann hier eine Reparaturanleitung für ein Gerät erstellen, und alle können bereits existierende Anleitungen bearbeiten und verbessern. Praktisch ist außerdem, dass man beim Unternehmen direkt die passenden Werkzeuge und Reparatur-Kits bestellen kann.

Wer lieber persönliche Hilfe in Anspruch nehmen will, kann sich an ein Repair Café wenden. Ein Repair Café ist eine Selbsthilfewerkstatt in der gemeinsam repariert und Ressourcensuffizienz und Reparaturwissen geschult wird. So lernen die Besucher nicht nur, kleinere Defekte in Zukunft selbst zu beheben, sondern ein Besuch im Repair Café zeigt nebenbei, dass Reparieren Spaß machen kann und eine soziale Verbindung schafft.

Fazit: Es lässt sich selbst als Laie mehr reparieren als man zunächst denkt. Und dazu muss man längst nicht mehr über große handwerkliche Fähigkeiten verfügen. Denn man findet viele Anleitungen direkt im Internet und für den Fall, dass man Hilfe braucht, gibt es einige Initiativen, die einen bei einer erfolgreichen Reparatur unterstützen.

Weitere Informationen unter:

Hier findest du alle Standorte sowie weiterführende Links zu den Seiten vieler Repair Cafés weltweit: https://repaircafe.org/de

Hallo Stefan, stell dich gerne einmal vor. Wer bist du und was ist dein Bezug zur Repairkultur? 

Ich bin Stefan Schridde, Leiter der Kampagne, bzw. des Vereins MURKS? NEIN DANKE! Mir liegt daran, dass die Dinge haltbar werden. Ich mache das seit April 2011, weil ich geplante Obsoleszenz als Problem erkannte und mich entschlossen habe, dafür zu sorgen, dass das aufhört. Mit MURKS? NEIN DANKE! ist dann im Februar 2012 als Webseite etwas ins Rollen gekommen, was mich seitdem von dem abhält, was ich eigentlich mache. Eigentlich bin ich nämlich Management-Coach oder Projektmanager. Seitdem kümmere ich mich nur noch um Haltbarkeit und mache das in der ganzen Breite, in öffentlicher Aufmerksamkeit, in allen möglichen Gremien, vom EU- Parlament runter bis auf die Straße. 

Worum genau geht es bei dem Verein MURKS? NEIN DANKE! e.V.? 

Der Verein MURKS? NEIN DANKE! dient als Knotenpunkt unseres Netzwerks, das die gleichnamige Kampagne organisiert. Klassische Vereinsorganisation selbst ist heutzutage nicht mehr so üblich, Bewegung findet eher in Netzwerken statt. Der Vereinsgründung 2013 folgte dann das Sachbuch „MURKS? NEIN DANKE! sowie diverse andere Studien und Veröffentlichungen. Grundlegend geht es darum das Thema geplante Obsoleszenz in der öffentlichen Debatte zu verankern. Das ist ein zentraler Punkt, da das Thema bisher alle zehn Jahre aufkommt, akademisch debattiert wird und anschließend im Sand verläuft. Das gilt es zu verhindern. Meiner Ansicht nach ist Haltbarkeit der stärkste Hebel für nachhaltige Entwicklung und somit für sozialökologische Transformation. Aktuell beschäftigt sich meine Arbeit viel mit dem Thema Reparaturkultur, wobei „Kultur“ ein wichtiger Aspekt dabei ist. Es geht nämlich nicht mehr nur um das Reparieren im klassischen Sinne, sondern um einen gemeinschaftlichen Akt, in dem Menschen erkennen, dass sie gemeinschaftlich Dinge „hegen, pflegen, weitergeben“ können. Der Orientierung im urbanen Raum widmet sich MURKS? NEIN DANKE! heute hauptsächlich. 

Außerdem habt ihr die Initiative BerlinRepair gegründet. Was ist der Hintergrundgedanke davon und was wollt ihr damit bewirken? 

Offene Werkstätten und Reparatur waren schon seit Beginn des Projekts Teil unserer Kampagne. Im April 2012 wurde das erste Repair Café in Deutschland gegründet. Mittlerweile gibt es bundesweit deutlich über tausend Repair Cafés. Daran merkt man, dass da etwas ins Rollen gekommen ist. Damit entstehen neue Themen, es gibt zahlreiche Menschen, die sich engagieren möchten, aber viele wissen nicht genau, wie sie so etwas starten können. Außerdem ist es wichtig, dass Repair Cafés nicht nur in den typischen Vierteln (z.B. in Berlin: Neukölln, Friedrichshain und Kreuzberg) öffnen. Jede Nachbarschaft einer Stadt hat ein Repair Café verdient. Das alles braucht einen organisatorischen Rahmen, um Reparaturkultur im urbanen Raum zu fördern. Dafür ist eine Plattform nötig, die mithilfe von mehreren Akteuren die weitere Entwicklung vorantreibt. Genau das ist BerlinRepair. Mittlerweile streut sich dieses Konzept schon über Berlin hinaus und fasst auch in anderen Städten Fuß. Wir möchten dafür sorgen, dass Menschen wissen, dass es Repair Cafés gibt und wo das nächstgelegene ist. Mit den Reparaturräten kommt jetzt nochmal eine neue Qualität in die Sache.  

Könntest du uns erzählen worum es bei den Reparaturräten geht? 

Urbanität findet da statt, wo Menschen sich ansiedeln, eine Stadt entwickeln und in dieser Stadtgemeinschaft versuchen, die Lebensqualität des Ortes weiterzuentwickeln. Genau dort kann sozial-ökologische Transformation stattfinden. Wenn man jetzt historisch auf Städte blickt, erkennt man, dass der urbane Raum in den vergangenen Jahrhunderten eher dazu diente, ein optimales Umfeld für die Weiterentwicklung monetärer Märkte zu bieten. Dabei brauchen wir heute eine viel stärkere Aktivierung der nicht-monetären Märkte. Also dort, wo Wohlstand stattfindet, indem Wissen und Dinge ausgetauscht werden und ein gutes Leben in Gemeinschaft geführt wird. Wenn man sich überlegt, dass „hegen, pflegen, weitergeben“ eigentlich eine nicht-monetäre Aktivität in urbanem Raum ist, die aber auf eine andere Weise monetäre Unterstützung braucht, dann merkt man, dass sich daraus Fragen dazu ergeben, wie der urbane Raum in seinen Wertigkeiten umgestaltet werden muss. Das bedeutet: wir stärken einerseits die Reparaturkultur in einer Stadt und fördern gleichzeitig die sozial-kulturellen Kompetenzen für den Umbau einer Stadt. Das ist ein sehr interessantes Feld, in dem ganz viel bürgernah besprochen, initiiert und vorangetrieben werden kann. Meine Kollegen aus Oldenburg haben den Reparaturrat Oldenburg als Verein gegründet, der Begriff hat mir sehr gefallen, denn es erinnert an die Bürgerräte. Reparaturräte sollen also eine Art Bürgerräte sein, in denen Menschen einen Zugang zur urbanen Reparaturkultur finden können und über die Rahmenbedingungen der nicht-monetären Märkte sprechen können. Dieser kommunale Dialog mithilfe der Reparaturräte müsste in jeder Stadt stattfinden. Dazu muss man viele Menschen an Bord holen, die Kerngruppe identifizieren und flächendeckend vernetzen. Wir beginnen daher auch die Entstehung und Vernetzung von Reparaturräten in weiteren Städten zu unterstützen. 

Du betonst, dass es einen kulturellen Wandel geben muss, hin zu einer Reparaturkultur. Wie schafft man es, die breite Bevölkerung zu bewegen und den kulturellen Wandel anzustoßen?   

Wandel findet immer statt. Bei dem Thema ist es wichtig zu verstehen, dass man niemanden von etwas überzeugen muss. Das sogenannte kapitalistische System ist durchdrungen von dem Glauben es bräuchte exogene Faktoren, ein Angebot, um eine Nachfrage zu schaffen. Ein ganz zentraler Punkt von nachhaltiger Aktivität ist jedoch intrinsische Motivation. In meinem Buch MURKS? NEIN DANKE! schreibe ich über den Mythos der Konsum- bzw. Wegwerfgesellschaft und zeige dort die Gaußsche Normalverteilung auf von Bürgern nach deren Produktbeziehung. Man sieht, dass es einerseits die gibt, die eine Kurzzeit-Produktbeziehung haben. Auf der anderen Seite sieht man diejenigen, die eine langwierige Produktbeziehung haben. Zu unterschiedlichen Zeiten haben wir unterschiedliche Produktbeziehungen. In Bezug auf Reparaturkultur merkt man, dass den Menschen daran gelegen ist Dinge in Nutzung zu halten, kein Mensch will die Beziehung zu einem Produkt beenden. Heute kommt durch die “Share-Economy” eine weitere Gefahr hinzu, da sie das Produktinteresse nur auf den Zeitraum des Nutzens verkürzt. Da geht der Produktbeziehungsverlust noch mehr einher. Um die Reparaturkultur zu stärken, muss man diese Langzeit-Nutzergruppen, die ungefähr 80% der Nutzergruppen ausmachen, im städtischen Dialog ins Licht der Öffentlichkeit heben und einen längeren Nutzungszeitraum normalisieren. 

Man hört oft die Phrase „Qualität hat ihren Preis“.  Muss man wirklich davon ausgehen, mehr für nachhaltige und haltbare Produkte zu zahlen?  

In den meisten Fällen der Analyse von geplanter Obsoleszenz lässt sich zeigen, dass es immer Materialeinzelkosten sind, die für fehlende Haltbarkeit gesorgt haben. Ich behaupte, dass mindestens 80% der Konsumgüter unter sonst gleichen Kosten mindestens mit der dreifachen Haltbarkeit, Reparierbarkeit, Modularität etc. hergestellt werden können. Eine gesetzliche Mindesthaltbarkeit von 30 Jahren, würde wahrscheinlich kaum eine Preiserhöhung zur Folge haben, freien Wettbewerb vorausgesetzt.  Selbstverständlich kann eine asiatische, günstige Produktion bei Lohnverdopplung im asiatischen Raum zu höherer Haltbarkeit geführt werden, ohne dass wir hier irgendeinen Nachteil hätten. Das ist besonders spannend, denn Haltbarkeit ist auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit und der Verteilungsgerechtigkeit. Deshalb stimme ich der Aussage „Qualität hat ihren Preis“ nicht zu. Geplante Obsoleszenz ist teurer. Es gibt natürlich auch Fälle, in denen Qualität sich teuer produzieren lässt, aber Haltbarkeit scheitert immer an Gier. In den meisten Fällen ist es der Handel, der die Haltbarkeit reduziert, weil er an Schnelldrehern im Sortiment interessiert ist und daran, dass wir mit einem neuen Bedarf wieder in den Handel kommen. Gerade wenn man über Reparaturkultur redet, ist es wichtig, darauf zu achten, dass man in der Rhetorik, die man verwendet nicht die etablierte Sprache einer kommerzialisierten Konsumwirtschaft reproduziert.  

Man sieht heute immer mehr Firmen auf Nachhaltigkeit und Reparierbarkeit umschwingen. Was meinst du sind die Prozesse dahinter? 

Zwei Prozesse finden in der Wirtschaft statt, je mehr wir über Kreislaufgesellschaft und Haltbarkeit reden und das Thema an die Öffentlichkeit bringen. Einerseits bringt eine nachwachsende Generation von Managern neue Diskurse in den betrieblichen Dialog. Diejenigen, die damals Cost-Reduction-Programs als Hauptstrategie ins Feld führten, mussten mit einem unglaublichen Preiskampf aus Asien leben. Die neue Generation stellt jetzt Fragen von Ethik und Nachhaltigkeit. Die Unterstützung der breiten Öffentlichkeit ist essenziell, um ihnen öffentlichen Rückhalt für den innerbetrieblichen Diskurs zu geben. Außerdem betreiben die globale Wirtschaft einen ruinösen Wettbewerb, der eine abstruse Art von Vielfalt erzeugt, die nicht durch die Nachfrageseite erklärt werden könnte. Wir haben weltweit eine zunehmende absolute Ressourcenknappheit, liberalisierte Märkte liefern aber nicht aus sich heraus die Lösung dieses Problems. Überleben werden nur diejenigen in diesem Wettbewerb, die authentisch, glaubwürdig und tatkräftig der Gesellschaft zeigen, dass sie das Problem verstanden haben und zugunsten der Gesellschaft partizipativ lösen wollen. Auch hier ist die Reaktion im urbanen Raum und die breite öffentliche Debatte notwendig, um den Fokus neu zu setzen.  

Deine Arbeit und Projekte stoßen sicherlich auf verschiedenste Reaktionen. Wie lassen sich verschiedene Standpunkte vereinen und wie gehst du mit Hindernissen um? 

Ich erkenne in Hindernissen Energiequellen und verborgene Wege zu deren Lösung. Ich sehe Widerstand als eine interessante Schubkraft und frage mich, woher er kommt und wie ich damit umgehen kann. Die verschiedenen Akteure im Netzwerk BerlinRepair vereine ich über den Reparaturrat Berlin e.V., ein Netzwerk in Berlin, um urbane Reparaturkultur zu organisieren. Dem Kuratorium dieses Vereins können Firmenmitglieder als Finanz- und Ideengeber beitreten, mit denen regelmäßig über Erfolge, Entwicklungen und weitere Schritte diskutiert wird. In den Beirat des Reparaturrates werden die Kompetenzakteure geholt, wie Experten aus der Maker-Szene, die eine beratende Funktion einnehmen. Auf diese Weise wird mit einem solchen Reparaturrat kreativ und konstruktiv mit Widerständen und verschiedenen Motiven umgegangen. Es gilt eben diese Sichtweise aufzugeben, es wären Widerstände. Es geht darum, alle an Bord zu holen. Man muss den Menschen mit Geduld und Respekt begegnen, dann gelingt jeder notwendige Dialog. Bei industrienahen Projekten kann ich so auch eine klare Kante zeigen, denn das Gegenüber merkt, dass mir etwas an der Sache liegt. Unvoreingenommen den Menschen begegnen ist eine wesentliche Grundhaltung, die man sich aneignen sollte.  

Du engagierst dich auch stark politisch. Was sind die größten Meilensteile für dich, in der Vergangenheit oder auch in Zukunft? 

In der Vergangenheit und auch aktuell gab es einige Meilensteine. Zu den zwei größten Meilensteinen gehört definitiv die Studie zur geplanten Obsoleszenz mit den Grünen, die wir im März 2013 veröffentlicht haben. Diese war in vielen Bereichen stark wirksam und hat starke Reaktionen der Öffentlichkeit hervorgerufen. Der zweite große Meilenstein ist für mich, dass Ursula von der Leyen als EU-Kommissarin der CDU und CSU das Thema geplante Obsoleszenz in dem Green New Deal als Handlungsauftrag gegeben hat. Die beiden Parteien hatten sich in der Vergangenheit diesem Thema nicht zugewendet. Deshalb hat es mich besonders gefreut, dass sie diesen Handlungsauftrag formuliert haben. Auch auf der Normungsebene ist sehr viel ins Rollen gekommen mit Standards zur Haltbarkeit und Reparierbarkeit. Frankreich, als zentralistischer Staat, ist uns in dem Bereich oft ein wenig voraus. Das Land hat ein Gesetz gegen geplante Obsoleszenz verabschiedet, einen Reparaturindex angestoßen und treibt auch auf EU-Ebene die Debatte voran. Dem muss sich Deutschland anschließen. An all diesen Meilensteinen merkt man, dass heute kaum noch jemand das Thema Nachhaltigkeit und geplante Obsoleszenz für einen Mythos, oder „Öko—Spinnerei“ hält. Nachhaltigkeit ist etwas Alltägliches geworden und das ist ein ganz zentraler Erfolg, denn das gibt der Debatte Stabilität. Sie könnte noch im viel größeren Rahmen geführt werden, aber sie ist dauerhaft geworden. Das war 2012 noch ganz anders. All das, was heute angestoßen wird, braucht aber auch Zeit, sich zu entwickeln, damit es gemeinschaftlich erarbeitet werden kann. Die Arbeit von BerlinRepair und den Reparaturräten zielt auf die Situation in 3 bis 5 Jahren ab. Denn den ruinösen Wettbewerb und die destruktiven Kapitalsysteme wirken immer noch. Was es braucht, um diese politischen Erfolge zu erreichen, ist eine Belebung unserer Demokratie, neuen Wind reinzubringen. Die Kraft, die wir brauchen, kommt aus dem Wechselspiel von Gesellschaft und Wirtschaft. Daher muss den politischen Erfolgen Raum gegeben werden, die Politik ist aber nicht der einzige Ort, an dem wir diese Probleme gelöst werden. 

Was wäre deine Vision oder dein Wunsch für die Zukunft der Reparaturkultur? 

Reparaturkultur sollte ein wesentlicher Teil von Lebensqualität im urbanen Raum werden. Es geht immer um „hegen, pflegen, weitergeben“. Reparatur ist eigentlich das neue Herstellen, das Wiederherstellen von Nutzbarkeit. In unserem Lebensraum schwindet die Nutzbarkeit. Dabei sollte Stadtqualität und Lebensqualität etwas sein, was, wie Sport und Kultur, zum täglichen Leben dazugehört, instand halten und einfach ein bisschen besser mit den Dingen umgehen. Dazu gehört auch die Wiederherstellung der Nutzbarkeit von Stoffen, z.B. Stadtmöbel aus Kunststoffmüll herstellen. Sodass man diese Dinge am Ende deren Nutzung auch wieder schreddern, zerlegen und wieder zu neuen Dingen machen kann. Ich finde, das ist eine der schönsten Visionen für Reparaturkultur, wenn man sich auf eine schicke, gemütliche Bank setzt, von der man weiß, dass sie schon das fünfte Mal eine Bank geworden ist, die früher einmal Kunststoffmüll war. Es sollte das neue Schön werden, wenn man sieht, dass etwas immer noch in Nutzung ist oder wieder in Nutzung kommt. Das ist die beste Form zu sehen, dass in einer Stadt hegen, pflegen, weitergeben wichtig ist. Das heißt, Reparaturkultur schafft schöne Orte. Wenn man das lebhaft gestalten kann und jeder auf seine Art und Weise mitwirkt, dann glaube ich, dass das etwas sehr Schönes als urbane Lebensform werden kann. 

Vielen Dank Stefan für das spannende Interview.

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Ein gelungenes Beispiel für Kreislaufwirtschaft liefert das in Belgien etablierte System „De Kringwinkel“. Bei De Kringwinkel werden Güter wie Freizeitartikel, Kleidung und Haushalts- oder Elektronikartikel gesammelt, aufbereitet und in den dazugehörigen Läden verkauft. Es genügt ein Anruf, und die Mitarbeiter holen die Dinge ab, reparieren sie und verkaufen sie günstig. Im Jahr sammeln die Fahrer*innen so 74 000 t Ware ein. 43% davon sind absolut in Ordnung und können direkt weiterverkauft werden, 34% müssen zunächst repariert werden und der Rest wird entsorgt. Die Initiative umfasste 2015 bereits 125 Läden in ganz Flandern, hinzu kamen noch gut 30 größere Zentren. Dabei richtet sich das Angebot von De Kringwinkel nicht ausschließlich an einkommensschwache Menschen, sondern die „Re-Use“-Läden sind auch bei der Mittelschicht durch ihre Preise und die systematische Ressourcenschonung beliebt.

Das System zeigt nicht nur, wie Kreislaufwirtschaft im großen Stil funktionieren kann, sondern schafft nebenbei auch noch wichtige Arbeitsplätze. Auch die Regierung erkannte das Potenzial und verlangte Standards per Gesetz: Im Jahr 2015 sollte jeder Bürger Flanderns fünf Kilogramm an wiederverwertbaren Waren pro Jahr kaufen. Ein Wert, den die Läden in etwa erreichen. Für das Jahr 2022 soll diese Zielmarke für Second-Hand-Käufe nochmal angehoben werden.

 

Tipps: So integrierst du den Gedanken der Kreislaufwirtschaft in deinen Alltag

Reparieren statt wegwerfen: Verwende deine Sachen so lange wie möglich. Und falls etwas kaputt gehen sollte, kannst du einiges auch leicht selbst reparieren. Wird es schwieriger, helfen dir Initiativen wie Repair Cafés oder auch Website wie iFixit.

Weiterverwenden:  Verpackungen oder ausrangierte Dinge können noch einen ganz anderen Nutzen haben. Viele Dinge sind einfach zu schade, um sie in den Müll zu werfen und können durch Upcycling-Ideen einen neuen Sinn bekommen.

Leihen oder gebraucht kaufen: Nicht immer musst du ein Produkt selbst kaufen, viele Gebrauchsgegenstände kannst du auch bei Freunden oder der Bibliothek der Dinge in deiner Stadt ausleihen. Und falls dies nicht in Frage kommt: mittlerweile kannst du fast alle Dinge auch gebraucht kaufen, entweder bei Flohmärkten oder Gebrauchtwarenläden in deiner Umgebung, oder auch bei Online-Plattformen für Second Hand.

Recycling: Wenn du Müll richtig trennst, verhinderst du damit, dass dieser nicht zu recyceln ist. Zum Beispiel gehört Backpapier nicht in die Papiertonne, genauso wenig gehört ein zerbrochenes Weinglas ins Altglas. Auch Elektroschrott muss richtig entsorgt werden.

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  1. Kaufen hinterfragen: Frag dich vor jedem Kauf: Brauche ich das Produkt wirklich? Kann ich es leihen, teilen, gebraucht kaufen?
  2. Produktrecherche: Informier dich vor dem Kauf z.B. mit Hilfe von Testberichten und Meldungen auf Internetforen:

    Besuche z. B. die MURKS-Lupe des Vereins „Murks? Nein Danke!“. Sie informiert sehr detailliert über weitere Möglichkeiten, Murks im Vorfeld zu erkennen. Darüber hinaus findest du dort hilfreiche Hinweise für den Fall von Service- und Reparaturfragen.

    Achte auf das HTV-Life-Prüfzeichen für Produkte ohne geplante Obsoleszenz. Die Liste ist leider noch sehr kurz, doch die gelisteten Produkte haben keine eingebauten Sollbruchstellen.

    Beachte Gütezeichen. Der Blaue Engel beispielsweise kennzeichnet langlebige und reparaturfreundliche Produkte.

  3. Billiges umgehen: Achte auf ein angemessenes Preis-Leistungsverhältnis. Extrem billige Waren gehen oft schneller kaputt.
  4. Klassiker bevorzugen: Verweigere dich dem „modischen Verschleiß“! Lass alles liegen, was du in einem Jahr bestimmt nicht mehr haben willst und entscheide dich bewusst für „Klassiker“, mit denen du lange zufrieden sein wirst.
  5. Produkt anfassen und prüfen: Kaufe, wenn möglich, im lokalen Handel, wo du das Produkt, die verwendeten Materialien und die Verarbeitung ausführlich begutachten kannst. Suchen nach typischen Sollbruchstellen und fragen dich, wie das Produkt nach fünf Jahren Gebrauch wohl aussehen wird. Achte außerdem darauf, ob eine Reparatur möglich ist: Lässt sich ein Gerät öffnen? Lassen sich Verschleißteile, wie z. B. Akkus oder LEDs, wechseln? Wie lange sind Ersatzteile verfügbar?
  6. Nutze deine Rechte: Wenn du nach dem Kauf merkst, dass das Produkt Murks ist: Nimm beim Onlinekauf dein Recht in Anspruch, das Produkt innerhalb von 14 Tagen ohne Angabe von Gründen zurückschicken zu können. Auch, wenn du das Produkt im Geschäft gekauft hast, ist eine Rücknahme bei Kulanz des Herstellers oft möglich. Oder wenn du einen Mangel erkennst und ihn beseitigt haben willst, fordere dein Gewährleistungsrecht als Verbraucher ein. Hilfestellung geben hier die Verbraucherzentralen.
  7. Reparieren: Müssen wir einen kaputten Gegenstand wirklich ersetzen? In vielen Fällen ist eine Reparatur möglich! Eine Möglichkeit, dabei Hilfe zu bekommen, sind Initiativen wie Repair Cafés oder Apps wie iFIXIT.

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Der Globale Erdüberlastungstag, auch „Earth Overshoot Day“ genannt, fiel 2020 auf den 22. August. Ab diesem Tag hatte die Menschheit alle natürlichen Ressourcen aufgebraucht, die die Erde innerhalb eines Jahres wiederherstellen und damit nachhaltig zur Verfügung stellen kann. Damit verschob sich der Erdüberlastungstag 2020 im Vergleich zu 2019 mehr als drei Wochen nach hinten. Der gesunkene Ressourcenverbraucht markiert aber keine nachhaltige Trendwende, sondern ist auf die Corona-Pandemie und den wirtschaftlichen Lockdown zurückzuführen. Das grundsätzliche Problem, dass die menschliche Nachfrage nach Rohstoffen das Angebot und die Kapazität der Erde zur Reproduktion dieser Ressourcen übersteigt, bleibt. Doch welche sind die bedrohtesten Ressourcen der Erde?

Wasser – Grundlage allen Lebens

In Teilen der Welt wird der Zugang zu frischem Trinkwasser als selbstverständlich angesehen. Der Wasserverbrauch ist durch den wachsenden Wohlstand und die damit einhergehenden Konsumsteigerungen in den letzten Jahren extrem gestiegen und wächst momentan doppelt so schnell wie die Weltbevölkerung. In vielen anderen Ländern ist Wasser allerdings ein Luxusgut. Denn Süßwasser macht nur 2,5 Prozent der gesamten Wasservorräte der Erde aus, und die Hälfte davon ist Eis. Von dem Rest verbraucht die Landwirtschaft 70 Prozent. Weltweit haben bereits 2,1 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser. Im Jahr 2050 werden Schätzungen zufolge zwei Drittel der Weltbevölkerung unter Wasserknappheit leiden.

Sand – nur scheinbar unendlich

Sand steht bislang für unendliche Mengen. Nicht umsonst gibt es das Sprichwort „Wie Sand am Meer“. Gemessen am Volumen ist Sand die zweitgrößte gehandelte Ressource der Welt. Die Nachfrage nach Sand ist in den letzten 30 Jahren um 360% gestiegen und sie wird – angetrieben vom Bevölkerungswachstum und zunehmender Verstädterung – weiterhin wachsen. Denn insbesondere die Bauindustrie benötigt Sand, um Benton herzustellen. Und gerade im Baugewerbe wird Sand so schnell verbraucht, dass die Natur nicht mit der Produktion nachkommt. Dies gefährde die Umwelt und befördert die Kriminalität: Meeresböden werden abgesaugt, Flüsse verlieren ihr Bett, Tiere ihren Lebensraum und illegaler Sand-Abbau entsteht.

Fossile Brennstoffe – nicht erneuerbar und klimaschädlich

Fossile Brennstoffe sind nicht erneuerbare Rohstoffe wie Erdöl, Kohle und Erdgas, welche extrem klimaschädlich sind. Laut der US-Energiebehörde EIA ist die Verbrennung von Öl in Autos, Fabriken und Kraftwerken für 36 % aller CO2-Emissionen verantwortlich. Aus der Kohleverbrennung entstehen laut EIA 44 % der energiebedingten CO2-Emissionen. Wie lange die Bestände an fossilen Brennstoffen noch reichen, steht regelmäßig zur Debatte, wobei je nach Rohstoff ein Mittelwert von 30 Jahren angegeben wird.

Phosphor – elementar und unersetzbar

Phosphor ist für alle lebenden Organismen essenziell. Ohne das Element können Pflanzen, Tiere und Menschen nicht leben. Phosphor ist also unverzichtbar für die globale Ernährung – und der Bedarf steigt. Gründe dafür sind die wachsende Erdbevölkerung, der steigende Fleischkonsum und der intensive Anbau von Pflanzen. Zahlreiche Wissenschaftler warnen, dass unsere Phosphor-Reserven zu Ende gehen. In etwa 50 bis 200 Jahren sollen sie laut Umweltbundesamt ausgeschöpft sein. Diese Prognose ist verheerend, denn das Phosphor lässt sich durch nichts ersetzen oder künstlich reproduzieren. Deshalb wird derzeit an Lösungsmethoden wie dem Phosphor-Recycling aus Klärschlamm geforscht.

Die vielleicht knappste Ressource von allen – Zeit

Die „Zeit ist Geld“ Mentalität ist mitverantwortlich für die Entwicklung von Konsummustern der Wegwerfgesellschaft – anstatt Zeit aufzuwenden, um Ding zu reparieren, werden sie lieber ersetzt und der Ressourcenverbrauch damit erhöht. Darüber hinaus wird sie auch deshalb immer knapper und wertvoller, weil wir jetzt noch Zeit haben, die verheerenden Auswirkungen eines voranschreitenden Klimawandels zu verhindern bzw. sie zumindest abzumildern, wenn in den nächsten Jahren die entsprechenden Maßnahmen ergriffen werden. Und genau deshalb haben wir keine Zeit zu verlieren.

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Wenn wir uns mit Themen der Nachhaltigkeit beschäftigen, eröffnet sich ein breites Feld mit einer Welle von Informationen. Zur besseren Orientierung stellen wir hier die 5 R der Nachhaltigkeit vor und erklären, was sich dahinter verbirgt. Sie wurden entwickelt, um einen Konsumwandel anzustoßen und dem hohen Abfallaufkommen entgegenzuwirken. Unser Überkonsum ist zumeist ressourcenaufwendig, umweltschädlich und viele Produkte landen bereits nach einmaliger Verwendung im Müll. Was also können wir als Konsument*innen tun, um nachhaltiger und weitgehend müllfrei zu leben?

  1. REDUCE – Reduzieren. Beginnen können wir damit, unseren Plastikmüll und den Konsum im Allgemeinen zu reduzieren. Dies trägt dazu bei, Ressourcen einzusparen und somit einen Beitrag zur mehr Nachhaltigkeit zu leisten. Dinge, die wir nicht wirklich brauchen, sollten nicht angeschafft werden. Und dort, wo es uns möglich ist, können wir Abfall reduzieren beispielsweise durch das Mitbringen von Tragetaschen zum Supermarkt. Den Überkonsum zu reduzieren und mehr Minimalismus in unseren Lebensstil zu integrieren, sind somit gute Möglichkeiten, einen positiven Beitrag zu leisten.
  2. REUSE – Wiederverwenden. Gegenstände, die wir bereits besitzen, so oft wie möglich wiederzuverwenden, trägt dazu bei, wertvolle Ressourcen einzusparen. Hierfür eignen sich eine Vielzahl an Alltagsgegenständen wie beispielsweise wiederverwendbare Strohhalme, Einkaufstaschen, Trinkbecher und Flaschen oder auch waschbare Abschminkpads und vieles mehr. Materialien wie Glas, Holz und Edelstahl sind hierbei herkömmlichem Plastik vorzuziehen. Andererseits gibt es auch die Möglichkeit, Gegenständen neue Funktionen zuzuschreiben. Das alte Geschirrhandtuch kann als Putzlappen verwendet werden, der auf ebay gefundene Kleiderschrank kann in neuen Glanz gebracht werden und das gekaufte Erdnussmusglas leistet einen tollen Job als Aufbewahrungsglas für lose Haargummis, Gewürze oder Münzen. Die Möglichkeiten, Dinge wiederzuverwenden, die wir bereits besitzen, sind nahezu grenzenlos.
  3. RECYCLE – Wiederverwerten. Gegenstände am Ende ihrer Lebenszyklen in den Stoffkreislauf zurückzuführen, stellt einen entscheidenden Aspekt für die optimale Verwertung von Werkstoffen dar und bietet die Möglichkeit, diese in anderer Form erneut zu verwenden. Daher sollten wir alles recyclen und upcyclen, sprich aus Altem Neues machen, was uns möglich ist. Hierbei können wir darauf achten, bereits vor dem Kauf eines Produktes an den damit verbundenen Abfall zu denken und diesen bei unserer Kaufentscheidung mit zu beachten.
  4. REFUSE – Verweigern. Gewisse Dinge zu verweigern, mag in manchen Situationen ein wenig Mut verlangen, ist jedoch ein lohnenswerter Einsatz. Einweg-Plastik, überflüssige Verpackungen und Dinge, die wir nicht unbedingt benötigen, können wir guten Gewissens ablehnen. Verpackungsalternativen wie Stoffbeutel, Edelstahlboxen oder der Einkauf von Obst und Gemüse auf dem Markt sowie generell der Einkauf in Unverpackt-Läden helfen uns dabei, wertvolle Ressourcen zu schonen. Auch der gezielte Boykott von Produkten, die beispielsweise in umweltschädlichem Plastik eingepackt sind, ist eine Möglichkeit, ein Statement für mehr Nachhaltigkeit zu setzen, den eigenen Ressourcenverbrauch zu verringern und unnötigen Müll zu vermeiden.
  5. RETHINK – Umdenken. Der letzte und doch einer der wichtigsten Aspekte ist das Umdenken. Hiermit ist der Wertewandel gemeint, der damit einhergeht, unsere Konsummuster, Kaufgewohnheiten und unser Kaufverhalten zu reflektieren, überdenken und neu zu gestalten. Bei der aktiven Suche nach nachhaltigen Alternativen helfen uns Apps, Blogs und andere Ratgeber. Wir werden dazu aufgerufen, unsere Entscheidungen kritisch zu hinterfragen und dem Überkonsum, der Wegwerfgesellschaft und den entstehenden Müllbergen entgegenzuwirken. Alternative Konsum- und Denkmuster zu etablieren, hilft uns, die eigene Lebensweise nachhaltiger zu gestalten und einen positiven Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit zu leisten.

Die 5 R der Nachhaltigkeit sollen als Inspiration dienen, als Anstoß für einen Wertewandel für jede*n Einzelne*n und für die Gesellschaft als Ganzes – und als Wegweiser für eine nachhaltigere Lebensweise. Diese Tipps helfen dabei, den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren und Schritt für Schritt einen positiveren Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung zu leisten.

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