Lexikon

Die Agenda 2030 wurde am 25. September 2015 von allen Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen in New York verabschiedet. Sie führte die beiden Verhandlungsprozesse der Armuts- und Entwicklungsagenda der Millennium Development Goals (MDGs) und der Agenda für nachhaltige Entwicklung zusammen. Ziel der 2030-Agenda ist es, die weltweite Entwicklung ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltig zu gestalten. Das globale Transformationsprogramm soll künftigen Generationen Perspektiven für ein menschenwürdiges Leben bieten. Kernstück der Agenda 2030 sind die Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs), die die MDGs ablösen und stärker als bisher die Mehrdimensionalität von Nachhaltigkeit betonen. Die Sustainable Development Goals werden durch fünf Kernbotschaften (People, Planet, Prosperity, Peace und Partnership) geeint, die als Leitprinzipien dienen. Mit diesem Zielkatalog soll eine Transformation der Weltgemeinschaft hin zu einer weitaus nachhaltigeren Entwicklung bis 2030 erreicht werden.

Die Agenda 21 ist ein unverbindlicher Aktionsplan der Vereinten Nationen im Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung. Sie ist ein Produkt des Erdgipfels (UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung), der 1992 in Rio de Janeiro, Brasilien, stattfand. Sie ist ein Aktionsprogramm für die UN, andere multilaterale Organisationen und einzelne Regierungen auf der ganzen Welt, das auf lokaler, nationaler und globaler Ebene umgesetzt werden kann. Mit dem Beschluss der 172 UN-Staaten wurden und soziale, ökonomische und wirtschaftliche Ziele formulierte, mit denen die Regierungen der Welt unseren Planeten nachhaltiger machen sollten. Ein Hauptziel der Agenda 21-Initiative ist, dass jede lokale Regierung ihre eigene lokale Agenda 21 erstellt. Ihr Ziel war es ursprünglich, eine globale nachhaltige Entwicklung bis zum Jahr 2000 zu erreichen, wobei sich das „21“ in der Agenda 21 auf das ursprüngliche Ziel des 21. Jahrhunderts bezieht.

Der Begriff „Anthropozän“ bezeichnet eine neue geochronologische Epoche, in welcher der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist. Das Anthropozän ist damit das Erdzeitalter, in dem der Mensch maßgeblich die Erde prägt. Der Begriff wurde 2002 wurde vom Nobelpreisträger für Chemie Paul Crutzen geprägt. Laut Crutzen verändere der Mensch seit 200-300 Jahren ganz entscheidend die natürliche Umwelt um ihn herum, und das zunehmend global. Als wichtigste Veränderungen nennt er den durch die Erhöhung der atmosphärischen Konzentration von Treibhausgasen verursachten Klimawandel. Daneben erwähnt er die Nutzung von 30-50 % der globalen Landoberfläche und deren Veränderungen durch den Menschen, das Artensterben sowie die Ausbeutung der Meere durch die Fischerei.

Aufgrund dieser Veränderungen plädierte eine Arbeitsgruppe von Wissenschaftlern auf einem Internationalen Geologischen Kongress im südafrikanischen Kapstadt am 29. August 2016 dafür, das Anthropozän als neues Erdzeitalter mit in die geologische Zeitskala aufzunehmen. 28 Forscher schlugen als Beginn des Anthropozäns die Mitte des 20. Jahrhunderts vor. Da geologische Epochen traditionell nach den Merkmalen von Gesteinsschichten bestimmt werden, kann es allerdings noch dauern, bis über die Aufnahme des Anthropozäns als eigene geologische Epoche entschieden wird. Denn Wissenschaftler versuchen seither zu klären, welche in den Erdschichten abgelagerten Stoffe, wie z. B. eine Kombination von Kunststoff, Rückständen aus Atomwaffen-Tests oder Flugasche aus der industriellen Produktion, als Referenz für das neue Erdzeitalter dienen sollen.

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) war ursprünglich ein Programm der Vereinten Nationen, mit dem Grundgedanken, dass ein nachhaltiges Denken und Handeln nicht ohne Aufklärung funktioniert. Bildung in diesem Verständnis ist, eine Bildung die Wissen, Fähigkeiten, Werten und Einstellungen fördert, um eine nachhaltigere und gerechtere Gesellschaft für alle zu ermöglichen. BNE zielt darauf ab, gegenwärtige und zukünftige Generationen zu befähigen und auszurüsten, um ihre Bedürfnisse zu erfüllen, indem ein ausgewogener und integrierter Ansatz für die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Dimensionen der nachhaltigen Entwicklung verwendet wird. Die Agenda 21 war das erste internationale Dokument, das Bildung als ein wesentliches Instrument zur Erreichung einer nachhaltigen Entwicklung identifizierte und Handlungsfelder für Bildung aufzeigte. BNE ist darüber hinaus eine Messkomponente ein Indikator für das Sustainable Development Goal 12 (SDG) für „verantwortungsvollen Konsum und Produktion“. SDG 12 hat 11 Zielvorgaben und die Zielvorgabe 12.8 lautet: „Bis 2030 sicherstellen, dass die Menschen überall die relevanten Informationen und das Bewusstsein für eine nachhaltige Entwicklung und einen Lebensstil im Einklang mit der Natur haben.“

Biodiversität ist die biologische Vielfalt des Lebens auf der Erde. Damit wird also die Mannigfaltigkeit an Lebensräumen, Tieren, Pflanzen, Genen und anderen Umweltfaktoren bezeichnet. Diese Vielfalt gilt als Voraussetzung für ein funktionierendes Ökosystem und spielt somit eine große Rolle für die Nachhaltigkeit. Die Artenvielfalt neigt im Allgemeinen dazu, sich in Hotspots zu konzentrieren. So ist die Biodiversität nicht gleichmäßig auf der Erde verteilt und ist zum Beispiel in den Tropen reicher. Tropische Waldökosysteme bedecken weniger als 10 Prozent der Erdoberfläche und enthalten etwa 90 Prozent der Arten der Welt.

Rasche Umweltveränderungen führen typischerweise zu Massenaussterben. Mehr als 99,9 Prozent aller Arten, die jemals auf der Erde gelebt haben, d.h. mehr als fünf Milliarden Arten, sind schätzungsweise ausgestorben. Schätzungen über die Anzahl der heutigen Arten auf der Erde reichen von 10 Millionen bis 14 Millionen, von denen etwa 1,2 Millionen dokumentiert sind und über 86 Prozent noch nicht beschrieben wurden. Seit dem Beginn des Lebens auf der Erde haben fünf große Massenaussterben und mehrere kleinere Ereignisse zu einem großen und plötzlichen Rückgang der Artenvielfalt geführt. Der Zeitraum seit der Entstehung des Menschen zeigt einen kontinuierlichen Rückgang der Biodiversität auf und einen damit einhergehenden Verlust der genetischen Vielfalt. Dieser Rückgang wird als Holozänes Aussterben bezeichnet und ist in erster Linie auf menschliche Einflüsse zurückzuführen, insbesondere auf die Zerstörung von Lebensräumen.

Die Donut-Ökonomie wurde im April 2018 von der Wirtschaftswissenschaftlerin und Oxford-Professorin Kate Raworth vorgestellt und stellt einen Lösungsansatz für die Probleme des aktuellen primär von Wachstum und Kapitalismus geprägten Wirtschaftssystems dar. Das Donut-Modell weist nach Raworth „in eine Zukunft, in der die Bedürfnisse jedes Menschen befriedigt werden, während zugleich die lebendige Welt geschützt wird, von der wir alle abhängig sind.“ Es orientiert sich dabei sowohl an dem Modell der Planetaren Grenzen von Johan Rockström als auch an den 17 Zielen für Nachhaltige Entwicklung und basiert auf der Existenz planetarer und sozialer Grenzen. Dabei bietet nur die Berücksichtigung dieser Grenzen einen sicheren und gerechten Handlungsraum für die menschliche Zivilisation.

Der Donut steht bei der Donut-Ökonomie sinnbildlich für die Gesellschaft und ihre wirtschaftlichen Grenzen. Der äußere Ring des Donuts symbolisiert die „ökologische Decke“, die natürlichen Begrenzungen wie z. B. Klimawandel, Verlust der Artenvielfalt oder Landnutzungsänderungen, bei deren Überschreitung es zu Zerstörungen der natürlichen Lebensgrundlagen kommt. Die roten Keile, die über die ökologische Decke hinausragen, veranschaulichen dabei das Überschießen über die planetaren Grenzen. Der innere Ring steht für das „gesellschaftliche Fundament“, das all das Lebensnotwendige beinhaltet, was jedem Menschen zustehen sollte wie z. B. Gesundheit, Bildung und Wasser. Die dunklen Keile unterhalb dieses Fundaments stellen dar, in welchem Ausmaß den Menschen weltweit die elementaren Lebensgrundlagen vorenthalten werden. Einen „sicheren und gerechten Raum für die Menschheit“ gibt es nur im Donut selbst, zwischen den ökologischen Grenzen und den gesellschaftlichen Mindeststandards.

Weitere Informationen unter:

https://utopia.de/ratgeber/donut-oekonomie-das-steckt-hinter-dem-konzept/

https://praxistipps.focus.de/donut-oekonomie-wirtschaftsmodell-einfach-erklaert_108475

Das Drei-Säulen-Modell geht davon aus, dass eine nachhaltige Entwicklung nur durch die gleichzeitige und gleichberechtigte Umsetzung von ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Zielen erreicht werden kann. Diese drei Säulen bedingen sich dabei gegenseitig und sind voneinander abhängig.

In den Bereichen Wirtschaft und Umwelt bezieht sich die Entkopplungsstrategie auf eine Wirtschaft, die in der Lage wäre zu wachsen, ohne dass der Druck auf die Umwelt entsprechend steigt. In vielen Ländern der Welt erhöht die steigende wirtschaftliche Produktion (BIP) derzeit den Druck auf die Umwelt. Eine Wirtschaft, die in der Lage wäre, das Wirtschaftswachstum aufrechtzuerhalten und gleichzeitig den Verbrauch von Ressourcen wie Wasser oder fossilen Brennstoffen und die Umweltbelastung zu reduzieren würde als entkoppelt bezeichnet werden. Dieser Ansatz setzt vor allem auf neue Technologien, um dieses Ziel zu erreichen, wie z.B. energieeffiziente Geräte, erneuerbare Energien, Filter zur Reduzierung von Schadstoffemissionen oder Recycling. Die Umweltbelastung wird oft anhand von Schadstoffemissionen gemessen, somit kann die Entkopplung anhand der Emissionsintensität der Wirtschaftsleistung gemessen werden.

Durch das gleichzeitige Streben nach Wirtschaftswachstum und verringerter Umweltbelastung wird die Strategie oft als „grünes Wachstum“, „nachhaltiges Wachstum“ oder „Green New Deal“ bezeichnet. Kritisiert wird an diesem Ansatz, dass es bisherige Maßnahmen nur zu einer relativen Entkopplung geführt haben. Das bedeutet, dass der Rohstoffverbrauch im Verhältnis zum BIP-Wachstum zwar gesunken ist, absolut gesehen aber immer noch steigt. Gefordert wird eine absolute Entkopplung – eine reale Reduzierung des Ressourcenverbrauchs und Umweltbelastung.

Ein Gegenentwurf zur Entkopplungsstrategie ist die „Postwachstums-Ökonomie“.

Mit dem Begriff Fast Fashion werden Geschäftsmodelle und oft auch die dadurch entstehende Mode-Produkte beschrieben, welche auf der Nachahmung von Laufstegtrends und High-Fashion-Designs basieren und diese zu geringen Kosten in Massenproduktion herstellen.

Das Geschäftsmodell ist durch möglichst effiziente Versorgungsketten, schnelle Fertigungsmethoden sowie billige Arbeitskräfte und arbeitsschutzarme Massenbekleidungshersteller in z.B. Süd-, Südost- und Ostasien hochprofitabel. Ziel ist es preiswertere Kleidung aus effizienter Fließbandproduktion herzustellen, um saisonalere und trendigere Designs zu kreieren, die aggressiv an modebewusste Verbraucher vermarktet werden. Fast Fashion wendet eine extreme Version der geplanten Obsoleszenz auf Kleidung an. Da sich die Designs schnell ändern und billig sind, kaufen Verbraucher mehr Kleidung als zuvor, so dass die Erwartungen an die Haltbarkeit dieser Kleidung sinken.

Viele Kleidungsstücke, die im Rahmen des Fast-Fashion-Modells produziert werden, sind von geringerer Qualität und daher schwieriger wiederzuverwenden oder zu recyceln. Diese Abnahme der Qualität, die Zunahme der Käufe und die Geschwindigkeit des Austauschs führen zu einer großen Menge an Bekleidungsabfall. Darüber hinaus verursachen die schnellen und billigen Produktionsprozesse der Fast Fashion eine erhöhte Umweltverschmutzung und andere ökologische und soziale Auswirkungen – z.B. den Einsatz von Pestiziden beim industriellen Baumwollanbau oder Sklavenarbeit in Sweatshops.

Die Kreislaufwirtschaft (engl. circular economy) ist ein Modell der Produktion und des Verbrauchs, bei dem bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden. Demnach sollen Ressourcen über eine möglichst lange Nutzungsphase in einem Kreislaufsystem gehalten werden. Dies kann dadurch gelingen, dass die Materialien für mehrere Verwendungszwecke eingesetzt und möglichst oft in den Wertstoffkreislauf rückgeführt werden.

Auf diese Weise wird die Lebensdauer eines Produktes verlängert und der Abfall auf ein Minimum reduziert. Neben der Reduktion von Abfall sind Ziele einer Kreislaufwirtschaft die Reduzierung von Emissionen und Energie sowie der bewusste Umgang mit Ressourcen. Damit tritt die Kreislaufwirtschaft dem traditionellen linearen Wirtschaftssystem und der daraus resultierenden heutigen Wegwerfgesellschaft entgegen und zeigt, wie Wirtschaftswachstum von Ressourcenverbrauch und Treibhausgasemissionen entkoppelt werden kann.

Weitere Informationen unter:

Nachhaltige Entwicklung bedeutet, die Bedürfnisse der Gegenwart zu erfüllen und gleichzeitig sicherzustellen, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen können. Sie hat nach der bekanntesten Definition drei Säulen: Wirtschaft, Umwelt und Soziales. Um eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen, müssen die Maßnahmen in diesen drei Bereichen zusammenwirken und sich gegenseitig unterstützen.

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung erreichte durch die Studie „Limits to Growth“ durch den Club of Rome erstmals weltweite Bekanntheit. Der Report ermittelte „Grenzen des Wachstums“, welche aufgrund des endlichen Ressourcenangebots auf der Erde ohne eine Anpassung des Wirtschafts- und Bevölkerungswachstumstrends erreicht werden würde. Der gesellschaftliche Diskurs zum Thema führte später zur Veröffentlichung des Brundlandtberichts, welcher ein bis heute verbreitetes Leitbild für eine Nachhaltige Entwicklung (NE) enthielt: Um das aktuelle und zukünftige Potential der Erfüllung menschlicher Bedürfnisse zu sichern, sei eine nachhaltige Entwicklung ein ganzheitlicher Veränderungsprozess, welcher Prozesse wie die Ressourcennutzung und technologische Entwicklungen einschließt. Dieses Verständnis von NE wurde später in internationalen Vereinbarungen wie der Agenda 21 oder der Agenda 2030 aufgegriffen.

Weitere Informationen unter:

  • Brundlandt, G. (1987): Our common future, Report of the World Commission on Sustainable Development. In: Geneva: United Nations.
  • Meadows, Donella H.; Meadows, Dennis L.; Randers, Jorgen; Behrens, William W. (1972): The limits to growth. In: New York 102 (1972), S. 27.

Seit Mitte der 1970er Jahre übersteigt der menschliche Verbrauch an natürlichen Ressourcen die Fähigkeit der Erde, diese zu regenerieren. Genauer gesagt, ein Teil der Menschheit – die Industrienationen allein verbrauchen mehr als die Erde bereitstellen kann. Zurzeit liegt der globale Ressourcenverbrauch durch die Menschheit bei 1,5 Planeten. Das bedeutet, dass die Erde ein Jahr und fünf Monate braucht, um zu ersetzen, was die Menschheit in diesem Jahr verbraucht hat. Moderate Szenarien der verschiedenen UN-Organisationen, dass bis 2030 sogar zwei Planeten benötigt werden, um die Ressourcen bereitzustellen, die wir verbrauchen werden.

Die massiven menschlichen Eingriffe in natürliche Ökosysteme bzw. Kreisläufe der Erde im Zuge der Ressourcenverwendung haben weitläufige ökologische Folgen. Phänomene wie der Klimawandel, den Verlust der Artenvielfalt, die Versauerung der Ozeane, Abholzung, Wüstenbildung und zunehmende Verknappung von Süßwasser sind als Auswirkungen dieses menschlichen Eingriffes zu nennen. Diese ökologischen Probleme stellen allesamt eine Bedrohung für das Leben auf der Erde dar und führen darüber hinaus zu sozialen Krisen wie Ressourcenkonflikten und Kriegen, Massenmigrationen, Hungersnöten und Krankheiten. Angesichts dieser ökologischen und sozialen Krisen werden drei Hauptstrategien als Lösungsansätze für den globalen Ressourcenverbrauch diskutiert und getestet.

Effizienz bezieht sich auf das Verhältnis von Nutzen und Aufwand. Ziel ist es, weiterhin das Gleiche zu produzieren (Nutzen) wie bisher, aber mit einem effizienteren Einsatz von Rohstoffen und Ausstoß von Schadstoffen (Aufwand). Umgesetzt werden kann dies zum Beispiel durch die Verbesserung der Technik, der Prozesse und der Produkte. Beispiel Heizen: Durch die Dämmung in einem Passivhaus muss weniger geheizt werden, um die gleiche Raumtemperatur zu halten, was zu einem geringeren Energieverbrauch führt.

Konsistenz als Strategie bezieht sich auch auf den Produktionsprozess und zielt darauf ab, auf eine ganz andere Art und Weise zu produzieren – nämlich nach dem Vorbild der Natur: In der Natur gibt es keinen unbrauchbaren Abfall – alles wird in einem geschlossenen Kreislauf wiederverwendet. Wenn verrottendes Obst vom Baum fällt, wird es mit der Zeit wieder in Erde und damit in Nährstoffe für alle Arten von Lebewesen umgewandelt. Das gleiche Ideal wird in der Produktion verfolgt: Wenn ein Produkt seinen Nutzen überschritten hat, sollte es entweder biologisch abbaubar/kompostierbar sein oder vollständig recycelt und als Rohstoff für ein neues Produkt wiederverwendet werden. So entsteht ein geschlossenes System, bei dem die Materialien immer im Kreislauf bleiben und nicht auf dem Müll landen. Beispiel Heizen: Eine Heizung wird nicht mit Öl, sondern z.B. mit Holzpellets betrieben. Da Holz ein nachwachsender Rohstoff ist, der ständig nachwächst, geht die Ressource nicht aus dem Kreislauf verloren.

Das Ziel der Suffizienz ist es, die Umweltbelastung zu reduzieren, indem wir weniger konsumieren und damit weniger produzieren. Die Idee ist, weniger Dinge zu kaufen und den Fokus vom Besitz auf die Nutzung zu verlagern. Suffizienz sollte nicht nur als „Verzicht“ gesehen werden. Einige Befürworter des Ansatzes sehen darin eine Befreiung vom ständigen Verlangen nach mehr, von den unzählbaren Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung, die die Konsumgesellschaft ständig präsentiert und sowohl Zeit und Energie in Anspruch nehmen. Beispiel Heizen: Eine mögliche Umsetzung wäre z.B. einen Raum weniger stark zu heizen und stattdessen einen warmen Pullover anzuziehen.

Weitere Informationen unter:

Behrendt, S., Göll, E., & Korte, F. (2016): Effizienz, Konsistenz, Suffizienz. Strategieanalytische Betrachtung für eine Green Economy. Inputpapier im Rahmen des Projekts Evolution2Green–Transformationspfade zu einer Green Economy. Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung. Berlin.

Der Begriff Obsoleszenz stammt aus dem Lateinischen (obsolescere) und beschreibt die Abnutzung und Veraltung von Produkten. Ein der Obsoleszenz unterliegendes Produkt ist für seinen ursprünglichen Zweck nicht mehr nutzbar und wird von Verbraucher*innen außer Dienst gestellt. Dieser Alterungsprozess kann durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden.

Wenn ein Produkt durch einen Defekt außer Dienst gestellt wird, wird dies als technische Obsoleszenz bezeichnet. Einem Defekt liegt die Abnahme der Leistungsfähigkeit von Material und/oder Komponenten zugrunde. Beispielsweise nehmen werkstoffliche Eigenschaften wie die Festigkeiten von Metall durch Korrosionserscheinungen ab. Umgangssprachlich kann von abgenutzten oder kaputten Produkten gesprochen werden. Bei der funktionalen Obsoleszenz wird ein noch funktionstüchtiges Gerät durch Verbraucher*innen als veraltet wahrgenommen, da es mit der technischen Umwelt nicht mehr kompatibel ist. Durch veränderte Anforderungen an Soft- und Hardware ist das Produkt nicht mehr vollumfänglich nutzbar und erfüllt die Erwartungen der Konsument*innen somit nicht mehr. Wie z. B. ein intaktes Ladegerät, das nicht ans neue Smartphone passt.

Eine ökonomische Obsoleszenz liegt vor, wenn eine Reparatur aus Kostengründen ausbleibt, da ein Neukauf im Vergleich rentabler ist. Dass die Neuanschaffung kostengünstiger ausfällt, wird beispielsweise durch schnelle Preisverfälle von Produktgruppen, hohe Reparaturkosten oder auch reparaturunfreundlich konzipierte Produkte bedingt. Im Falle der psychologischen Obsoleszenz werden Produkte austauscht, die noch voll funktionsfähig sind. Die Alterung findet hier auf psychologischer Ebene statt und wird von Verbraucher*innen als diese empfunden. Dieser Prozess wird häufig durch Modetrends und Konsummuster ausgelöst, die zur Folge haben, dass Produkte, wie z. B. Smartphones, lange bevor sie kaputt gehen, ausgetauscht werden.

Daneben gibt es allerdings auch die sogenannte geplante Obsoleszenz, bei der die Veraltung eines Produktes von Hersteller*innen geplant und konzeptionell vorgesehen ist. Ein Beispiel liefert der HTV-Geschäftsführer Edbill Grote, dessen auf Elektroniktests spezialisiertes Unternehmen ein Prüfzeichen für Produkte ohne geplante Obsoleszenz entwickelt hat. Er beschreibt das bekannte Phänomen, „dass in Monitoren die Kondensatoren oberhalb von Wärmequellen montiert werden. Die nach oben fließende Abwärme verkürzt dann deren Lebensdauer.“

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Das Konzept des ökologischen Fußbadrucks wurde Mitte der 1990er Jahre von den Wissenschaftlern Wackernagel und Rees entwickelt. Dieses bildet ab, welche Biokapazität die Erde vorweist verglichen mit der Verwendung dieser durch die Menschen. Einfach gesprochen, zeichnet der ökologische Fußabdruck somit die zur Verfügung stehenden natürlichen Ressourcen der Erde im Vergleich zu den verwendeten Ressourcen durch die Menschheit ab. Dabei wird betrachtet, wie viele Ressourcen wir Menschen verwenden und wie viel Fläche benötigt wird, um diese Ressourcen bereit zu stellen bzw. sie zu erneuern. Das Konzept stellt ein Angebot und Nachfrage System dar. Das Angebot setzt sich aus der biologischen Produktivität aller Wälder und Meeresflächen sowie von Weide- und Ackerland zusammen und wird als „Biokapazität der Erde“ in globalen Hektar (gha) ausgedrückt. Seitens der Nachfrage wird die vom Menschen genutzte Biokapazität betrachtet, welche sich aus der Energiegewinnung, Bauland, Viehzucht, Abfällen und Abgasen ergibt.

Der ökologische Fußabdruckt stellt somit einen Indikator dafür da, wie stark das Ökosystem und die natürlichen Ressourcen der Erde beansprucht werden. Seit etwa 1970 verwenden wir Menschen im Gesamten mehr natürliche Ressourcen als das Ökosystem dauerhaft bereitstellen kann. Laut Berechnungen benötigen wir als Weltbevölkerung aktuell 1,7 Erden für unseren Konsum. Der ökologische Fußabdruck ist für jeden Menschen, jede Stadt und jedes Land unterschiedlich groß. Besonders westeuropäische Länder zeichnen sich durch einen überdurchschnittlich hohen Verbrauch natürlicher Ressourcen aus, wie eine Karte des Global Footprint Network zeigt.

In Deutschland wird etwa ein Drittel der natürlichen Ressourcen für die Ernährung verwendet, gefolgt von dem Bereich Wohnen mit etwa einem Viertel. Mobilität und Konsum machen jeweils etwa ein Fünftel der verwendeten Biokapazitäten aus. Betrachten wir den Konsum, so trägt das Teilen von Gegenständen, die Verwendung von langlebigen und umweltverträglichen Produkten und das Reparieren dazu bei, den eigenen ökologischen Fußabdruck zu verkleinern. Unter folgendem Link kann der eigene ökologische Fußabdruck berechnet werden: https://www.footprintcalculator.org.

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Bei den planetaren Grenzen (engl. Planetary Boundaries) handelt es sich um einen wissenschaftlichen Ansatz, der neun für die Stabilität des Planeten besonders wichtige Prozesse identifiziert und Gefährdungen dieser Prozesse abbildet. Das Konzept der Planetaren Grenzen ist 2009 durch eine Gruppe internationaler Wissenschaftler um Johan Rockström entwickelt worden. 2015 wurde es aktualisiert und umfasst nun neun globale Prozesse, die die Widerstandskraft sowie die Belastungsgrenzen des Planeten bestimmen. Dabei sind sie alle voneinander abhängig und können sich gegenseitig beeinflussen.

Die Grenzen, welche von Rockström und seinem Team festgehalten wurden, bilden nach außen hin den Belastungsspielraum der einzelnen Prozesse ab. Wie in der Grafik zu sehen ist, wurden vier der Grenzen dabei bereits stark ausgereizt bzw. gänzlich überschritten – was darauf zurückzuführen ist, dass der Mensch massiv in die natürlichen Prozesse eingreift. Dadurch erhöht sich das Risiko, dass die Stabilität der Ökosysteme irreversibel geschädigt wird, was eine dauerhafte Gefährdung der Lebensgrundlage des Menschen bedeuten würde.

Besonders in den Bereichen genetische Vielfalt und des Phosphor- und Stickstoffkreislaufs wurden die Belastungsgrenzen bereits stark überschritten. Aber auch die Bereiche des Klima- und Landnutzungswandels haben den sicheren Handlungsraum mittlerweile verlassen. Die Auswirkungen dieser Grenzüberschreitungen sind gravierende Einschränkungen und Gefahren für den „safe space of humanity“, welcher den Lebensraum bezeichnet, in dem Menschen noch gut und sicher leben können. Die Warnsignale sollten von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft dementsprechend ernst genommen werden. Mit der klimapolitischen Zielsetzung, die globale Klimaerwärmung dauerhaft unter 2 Grad zu halten, hat die globale Klimapolitik bereits reagiert.

Weitere Informationen unter:

  • Johan Rockström et al.: Planetary Boundaries: Exploring the Safe Operating Space for Humanity. In: Ecology and Society. Band 14, Nr. 2, 2009 (ecologyandsociety.org).
  • Will Steffen et al.: Planetary boundaries: Guiding human development on a changing planet. In: Science. Band 347, Nr. 6223, 2015, doi:10.1126/science.1259855.
  • Johan Rockström, Will Steffen, Kevin Noone, Åsa Persson, F. Stuart Chapin: A safe operating space for humanity. In: Nature. Band 461, Nr. 7263, September 2009, ISSN 0028-0836, S. 472–475, doi:10.1038/461472a.

Bei einem Repair Café handelt es sich um einen Ort, an dem Menschen alleine oder gemeinsam mit anderen ihre defekten Alltags- und Gebrauchsgegenstände reparieren können. In Repair Cafés steht oftmals Werkzeug und Material für diverse Reparaturen kostenlos zur Verfügung, um beispielsweise Kleidung, Möbel, elektrische Geräte, Fahrräder oder Spielzeug zu reparieren. Vor Ort sind in der Regel auch Reparaturexpert*innen, wie Elektriker*innen, Schneider*innen, Tischler*innen und Fahrradmechaniker*innen, um zu helfen. So können Besucher*innen defekte Gegenstände von Zuhause mitbringen und sie im Repair Café allein oder mit Hilfe eines Fachmannes oder einer Fachfrau reparieren.

Aber auch wer nichts zu reparieren hat, kann ein Repair Café besuchen und sich eine Tasse Kaffee oder Tee nehmen oder jemand anderem bei der Reparatur helfen. Im Repair Café wird das Gerät mit den Besuchenden gemeinsam geöffnet, der Defekt besprochen und eine Empfehlung gegeben. Das schafft nicht nur Transparenz, sondern zeigt nebenbei, dass Reparieren Spaß machen kann und eine soziale Verbindung schafft.

Repairkultur oder auch Reparaturkultur genannt, steht für das Konzept, Gegenstände zu reparieren, anstatt sie zu entsorgen. Es geht darum, Dinge zu bewahren und sie nach der Reparatur wieder in Gebrauch zu nehmen. Dieses Konzept bildet eine Gegenbewegung zum schnellen und geplanten Verschleiß von Produkten, dem unbedachten Wegschmeißen von nahezu intakten Geräten und dem Neukauf von immer mehr Produkten.

Die Bewegung der Repairkultur gewinnt seit einigen Jahren immer mehr an Bedeutung, welche sich in der Vielzahl an Initiativen widerspiegelt, die in den letzten zehn Jahren gegründet wurden. Im Zusammenhang damit wurden sogenannte Repair-Cafés eröffnet, wie auch das AStA RUBO Repair-Café an der Ruhr-Universität Bochum. In den Cafés bieten ehrenamtliche Helfer*innen ihre Hilfe, ihr Wissen und ihr Geschick an, um so den Besucher*innen bei der Reparatur ihrer kaputten Gegenstände unter die Arme zu greifen. Dabei geht es darum, gemeinschaftlich allerlei Dinge zu reparieren, deren Nutzungsdauer so zu verlängern und dadurch einen Beitrag zur Ressourcenschonung zu leisten. Hierfür eignen sich fast alle vorstellbaren Dinge, darunter beispielsweise Haushaltsgeräte wie Wasserkocher, Mikrowellen, Rührgeräte oder technische Geräte wie Drucker, Laptops, Handys und Musikanlagen. Doch auch Fahrräder, Möbel und Kleidungsstücken können in Repair-Cafés wieder neu in Schuss gebracht werden. Mit der Reparatur dieser Gegenstände, die uns wichtig sind, geht zudem eine gesteigerte Wertschätzung einher. Der Stolz, der damit verbunden ist, etwas repariert zu haben und die Freude, ein Produkt wieder in Benutzung nehmen zu können, sind mehr wert als jeder unüberlegte Weg zur Mülltonne und den anschließenden Neukauf eines Produktes.

Eine zentrale Mission der Repairkultur ist es, Menschen für das Reparieren zu begeistern, Kompetenzen weiterzugeben und Wissen und Ressourcen gemeinschaftlich zu nutzen. Auch in Zeiten der Corona Pandemie sind Online-Veranstaltungen, Informationsvideos oder Beratungsgespräche per Video-Konferenz eine gute Möglichkeit, die Reparaturkultur zu leben und weiterzuführen.

Weitere Informationen unter:

Im Jahr 2015 einigten sich die Staats- und Regierungschefs der Welt auf die Agenda 2030, eine von den Vereinten Nationen vorgeschlagene Reihe von 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung. Die Ziele nachhaltiger Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) sind politische Zielsetzungen, die der Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene dienen sollen. Sie wurden in Anlehnung an die zuvor entwickelten Millenniums-Entwicklungsziele (MDGs) entworfen und traten am 1. Januar 2016 mit einer Laufzeit von 15 Jahren mit Zielerreichung bis 2030 in Kraft. Im Gegensatz zu den MDGs, bei denen Entwicklungsländern im Vordergrund standen, gilt das Erreichen der SDGs gleichermaßen für alle Staaten.

Die Ziele lauten:

  • Ziel 1: Armut in jeder Form und überall beenden
  • Ziel 2: Ernährung weltweit sichern
  • Ziel 3: Gesundheit und Wohlergehen
  • Ziel 4: Hochwertige Bildung weltweit
  • Ziel 5: Gleichstellung von Frauen und Männern
  • Ziel 6: Ausreichend Wasser in bester Qualität
  • Ziel 7: Bezahlbare und saubere Energie
  • Ziel 8: Nachhaltig wirtschaften als Chance für alle
  • Ziel 9: Industrie, Innovation und Infrastruktur
  • Ziel 10: Weniger Ungleichheiten
  • Ziel 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden
  • Ziel 12: Nachhaltig produzieren und konsumieren
  • Ziel 13: Weltweit Klimaschutz umsetzen
  • Ziel 14: Leben unter Wasser schützen
  • Ziel 15: Leben an Land
  • Ziel 16: Starke und transparente Institutionen fördern
  • Ziel 17: Globale Partnerschaft

Diese 17 Oberziele sind durch 169 Unterzielen spezifiziert; ihr Erreichen kann anhand von 242 Indikatoren bemessen werden.

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Bewahren, Instandhalten und Reparieren: Wenn Verbraucher diesen Möglichkeiten das schlichte Entsorgen von Dingen vorziehen, ist von der Wegwerfgesellschaft die Rede. Historisch betrachtet, ist das Wort „Wegwerfgesellschaft“ im Zuge der Entwicklung der Überflussgesellschaft entstanden, insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg. Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts war noch von Mangelwirtschaft gekennzeichnet. Menschen besaßen damals – im Gegensatz zu heute, wo wir geschätzt, 10 000 Gegenständen besitzen – gerade mal 400 Gegenstände, wenn sie nicht zur Oberschicht zählten. Dazu gehörten z. B. Möbel, Kleidung, Küchengeräte und Werkzeuge. Da Ersatz teuer war, mussten die Dinge gehegt, gepflegt und notfalls repariert werden.

Diese Situation veränderte sich in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts radikal. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr Deutschland mit dem Wirtschaftswunder einen nie dagewesenen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Versorgung der Bevölkerung mit allerlei Gütern und Dienstleistungen schien keinerlei Grenzen mehr zu haben. Knappheit war vermeintlich abgeschafft. Unter solchen Vorzeichen waren jene Tugenden wie Bewahren, Instandhalten, Horten und Reparieren, die in einer Mangelwirtschaft zuvor noch lebensnotwendig sind, obsolet geworden. Sie waren nicht mehr zeitgemäß. Die Zeit des Überflusses begann. Mit ihr einher gingen die Steigerung des Wohlstands, aber auch schnelleres Konsumieren und Austauschen von Gütern, steigendes Müllaufkommen, Ressourcenknappheit und Umweltzerstörung.

Schon seit den 1950er-Jahren lässt sich deshalb eine Gegenbewegung beobachten, die diese Wegwerfmentalität kritisch hinterfragt und sich für das Reparieren und Bewahren stark macht. Ziel der Gegenbewegung ist es, durch Initiativen und Projekte, wie z. B. Repair Cafés, konkrete Veränderungen und Verbesserungen im Alltag zu bewirken. Damit einher geht die bewusste Abkehr von einer Kultur, in der Produkte kaum in Gebrauch genommen, schon durch die nächste neue Produktgeneration entwertet werden. Es gilt, zu zeigen, dass es auch anders geht, und viele dieser Ideen finden breiten Zuspruch und großes Interesse in der Bevölkerung. Diesem Kulturwandel scheint nach und nach auch ein entsprechender Strukturwandel zu folgen. So entstehen immer mehr Internet-Plattformen, die ihren Nutzern ermöglichen, nicht mehr benötigte Kleidung, Lebensmittel oder andere Dinge weiterzugeben oder zu tauschen. Zudem basieren viele neue Geschäftsmodelle auf der Idee des Teilens, etwa von Wohnraum oder eines Autos – Stichwort „Sharing Economy“.

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Werte sind Vorstellungen von Wünschenswertem und kennzeichnen eine einzelne Person oder eine Gruppe. Sie stellen Orientierungsmuster zur Verfügung und beeinflussen die Auswahl zugänglicher Mittel und Ziele von Handlungen (Rhein, 2006). Werte wie Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit können sich auf unterschiedliche Inhaltsfelder beziehen. In unserem Kontext geht es vor allem um den Umweltschutz als Wert. Es gibt eine breite Diskussion darüber, dass Umweltschutz als Wert in der Gesellschaft eine zunehmende Bedeutung erfährt.

Ausgelöst durch die Veröffentlichung Ingleharts „Die stille Revolution“ (1977) wird seit den 1970er Jahren von einem Wandel von materialistischen zu postmaterialistischen Werten gesprochen, wobei zu den postmaterialistischen Werten auch der Schutz der natürlichen Umwelt zählt (Rhein, 2006). Allerdings wird im Zusammenhang mit der Wirtschaftskrise, der hohen Arbeitslosigkeit und der späteren Finanzkrise von einem abermaligen Wertewandel gesprochen bzw. das Modell des Postmaterialismus kritisch hinterfragt.

Postmaterialismus ist ein primär kulturtheoretischer Begriff und meint letztlich bestimmte Einstellungen sozialer Gruppen bzw. „Milieus“. Er geht davon aus, dass durch die Erfüllung der materiellen Werte und der damit verbundenen psychischen und physischen Sicherheit eine fortlaufende Individualisierung der Menschen stattfindet. Im Zuge dieser materiellen Sicherheit und Individualisierungstendenzen entwickeln Menschen zunehmendes Interesse an nicht-materiellen und „höheren“ Werten, welche Lebensqualität ausmachen sollen. Zu diesen Werten zählen beispielsweise Gesundheit, Freiheit und Glück aber auch Kultur, Interesse an sozialen Belangen und Umweltschutz. 

Die Werteforschung bestätigt empirisch, dass das Interesse an immateriellen Werten in vielen Bevölkerungsgruppen bzw. in der Gesellschaft insgesamt steigt. Gleichwohl muss dies nicht notwendigerweise bedeuten, dass sich diese Werte direkt und unmittelbar in entsprechenden Handlungsentscheidungen ausdrücken.

Zeitwohlstand kann als eine Komponente der Suffizienz verstanden werden und kann zum Wohlbefinden von Menschen beitragen. Das Maß an Zeitwohlstand, über das ein Mensch verfügt, wird durch fünf Komponenten definiert:

Die fünf Komponenten des Zeitwohlstands

  1. „Freie Zeit“

Beschreibt die Menge an Zeit, die eine Person zu ihrer freien Verfügung hat. Sie geht in dieser Zeit keinen Verpflichtungen wie Erwerbsarbeit oder Hausarbeit nach. Die Freie Zeit gehört ihr ganz allein.

  1. „Tempo“

Beschreibt die Geschwindigkeit, mit der einer Person Aufgaben verrichtet. Hat die Person genug Zeit pro Zeitverwendung? Fühlt eine Person sich oft gehetzt oder gestresst?

  1. „Zeitsouveränität“

Beschreibt den Grad der Souveränität, mit der eine Person selbstständig über ihre Zeit verfügt. Können Arbeitszeiten flexibel gestaltet werden? Welche Personen, Institutionen oder Umstände bestimmen neben der Person selbst über ihre Zeitverwendung?

  1. „Synchronisierung der Zeit“

Die „Synchronisierung der Zeit“ bezieht sich auf die Abstimmung verschiedener Zeitaufwendungen – erfolgt diese zufriedenstellend? Deckt sich die „freie Zeit“ einer Person A mit der „freien Zeit“ der Person B, mit der die Person A gern Zeit verbringen möchte? Dies lässt sich nicht nur auf Personen beziehen, sondern auch auf zeitlich festgelegte Angebote wie Sportkurse oder Konzerte. Hat eine Person genügend gemeinsame Zeit mit den Menschen, mit denen sie gern Zeit verbringen möchte? Fällt es ihr schwer sich zu verabreden?

  1. „Planbarkeit“

Beschreibt die Möglichkeit einer Person auf lange Sicht mit ihrer Zeit zu planen. Es bedarf also eines stabilen Erwartungshorizontes. Besteht eine Verlässlichkeit, auf Basis derer auch Termine, Vereinbarungen und Pläne für eine weiter entfernte Zukunft getroffen werden können?

Aus der Kombination dieser Komponenten lassen sich verschiedene Ausprägungen des Zeitwohlstands ableiten. Sie ergeben sich aus der Kombination objektiver Lebensbedingungen und dem subjektiven Wohlbefinden in einer Situation. Diese werden im Folgenden aufgelistet:

  • „Wohlbefinden / Zeitwohlstand“

In diesem Zustand kommen sowohl objektiv gute zeitliche Lebensbedingungen als auch hohe subjektive Zufriedenheit mit der zeitlichen Situation zusammen. Zeitwohlstand ist in dieser Situation gegeben.

  • Deprivation

In diesem Zustand liegt weder eine subjektive Zufriedenheit mit der zeitlichen Situation vor, noch sind die objektiven zeitlichen Lebensbedingungen optimal. In der Phase der „Deprivation“ empfindet eine Person Zeitnot.

  • Adaption

In diesem Zustand sind die objektiven zeitlichen Lebensbedingungen nicht gut, allerdings empfindet eine Person eine hohe subjektive Zufriedenheit in der Situation.

  • Dissonanz

In diesem Zustand verspürt eine Person keine subjektive Zufriedenheit mit ihrer zeitlichen Lebenssituation, obwohl diese objektiv betrachtet optimale zeitliche Lebensbedingungen bietet.

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