Lexikon

In den Bereichen Wirtschaft und Umwelt bezieht sich die Entkopplungsstrategie auf eine Wirtschaft, die in der Lage wäre zu wachsen, ohne dass der Druck auf die Umwelt entsprechend steigt. In vielen Ländern der Welt erhöht die steigende wirtschaftliche Produktion (BIP) derzeit den Druck auf die Umwelt. Eine Wirtschaft, die in der Lage wäre, das Wirtschaftswachstum aufrechtzuerhalten und gleichzeitig den Verbrauch von Ressourcen wie Wasser oder fossilen Brennstoffen und die Umweltbelastung zu reduzieren würde als entkoppelt bezeichnet werden. Dieser Ansatz setzt vor allem auf neue Technologien, um dieses Ziel zu erreichen, wie z.B. energieeffiziente Geräte, erneuerbare Energien, Filter zur Reduzierung von Schadstoffemissionen oder Recycling. Die Umweltbelastung wird oft anhand von Schadstoffemissionen gemessen, somit kann die Entkopplung anhand der Emissionsintensität der Wirtschaftsleistung gemessen werden.

Durch das gleichzeitige Streben nach Wirtschaftswachstum und verringerter Umweltbelastung wird die Strategie oft als „grünes Wachstum“, „nachhaltiges Wachstum“ oder „Green New Deal“ bezeichnet. Kritisiert wird an diesem Ansatz, dass es bisherige Maßnahmen nur zu einer relativen Entkopplung geführt haben. Das bedeutet, dass der Rohstoffverbrauch im Verhältnis zum BIP-Wachstum zwar gesunken ist, absolut gesehen aber immer noch steigt. Gefordert wird eine absolute Entkopplung – eine reale Reduzierung des Ressourcenverbrauchs und Umweltbelastung.

Ein Gegenentwurf zur Entkopplungsstrategie ist die „Postwachstums-Ökonomie“.

Die Kreislaufwirtschaft (engl. circular economy) ist ein Modell der Produktion und des Verbrauchsbei dem bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden. Demnach sollen Ressourcen über eine möglichst lange Nutzungsphase in einem Kreislaufsystem gehalten werdenDies kann dadurch gelingen, dass die Materialien für mehrere Verwendungszwecke eingesetzt und möglichst oft in den Wertstoffkreislauf rückgeführt werden. 

Auf diese Weise wird die Lebensdauer eines Produktes verlängert und der Abfall auf ein Minimum reduziert. Neben der Reduktion von Abfall sind Ziele einer Kreislaufwirtschaft die Reduzierung von Emissionen und Energie sowie der bewusste Umgang mit Ressourcen. Damit tritt die Kreislaufwirtschaft dem traditionellen linearen Wirtschaftssystem und der daraus resultierenden heutigen Wegwerfgesellschaft entgegen und zeigt, wie Wirtschaftswachstum von Ressourcenverbrauch und Treibhausgasemissionen entkoppelt werden kann. 

Weitere Informationen unter:

https://www.kfw.de/stories/dossier-kreislaufwirtschaft.html?kfwmc=kom.sea.google.kfwstories.run-of-site.textad|kall3&wt_cc1=stories&wt_cc2=kreislauf 

https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/economy/20151201STO05603/kreislaufwirtschaft-definition-und-vorteile 

https://www.zhaw.ch/de/engineering/institute-zentren/ine/smart-city-leitfaden/uebersicht-anwendungsbeispiele/kreislaufwirtschaft/ 

https://utopia.de/ratgeber/kreislaufwirtschaft-das-steckt-dahinter/ 

Nachhaltige Entwicklung bedeutet, die Bedürfnisse der Gegenwart zu erfüllen und gleichzeitig sicherzustellen, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen können. Sie hat nach der bekanntesten Definition drei Säulen: Wirtschaft, Umwelt und Soziales. Um eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen, müssen die Maßnahmen in diesen drei Bereichen zusammenwirken und sich gegenseitig unterstützen. 

Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung erreichte durch die Studie „Limits to Growth“ durch den Club of Rome erstmals weltweite Bekanntheit. Der Report ermittelte „Grenzen des Wachstums“, welche aufgrund des endlichen Ressourcenangebots auf der Erde ohne eine Anpassung des Wirtschafts- und Bevölkerungswachstumstrends erreicht werden würde. Der gesellschaftliche Diskurs zum Thema führte später zur Veröffentlichung des Brundlandtberichts, welcher ein bis heute verbreitetes Leitbild für eine Nachhaltige Entwicklung (NE) enthieltUm das aktuelle und zukünftige Potential der Erfüllung menschlicher Bedürfnisse zu sichern, sei eine nachhaltige Entwicklung ein ganzheitlicher Veränderungsprozess, welcher Prozesse wie die Ressourcennutzung und technologische Entwicklungen einschließt. Dieses Verständnis von NE wurde später in internationalen Vereinbarungen wie der Agenda 21 oder der Agenda 2030 aufgegriffen. 

Weitere Informationen unter

Brundlandt, G. (1987): Our common future, Report of the World Commission on Sustainable Development. In: Geneva: United Nations. 

Meadows, Donella H.; Meadows, Dennis L.; Randers, Jorgen; Behrens, William W. (1972): The limits to growth. In: New York 102 (1972), S. 27. 

Seit Mitte der 1970er Jahre übersteigt der menschliche Verbrauch an natürlichen Ressourcen die Fähigkeit der Erde, diese zu regenerieren. Genauer gesagt, ein Teil der Menschheit  die Industrienationen allein verbrauchen mehr als die Erde bereitstellen kann.  Zurzeit liegt der globale Ressourcenverbrauch durch die Menschheit bei 1,5 Planeten. Das bedeutet, dass die Erde ein Jahr und fünf Monate braucht, um zu ersetzen, was die Menschheit in diesem Jahr verbraucht hat. Moderate Szenarien der verschiedenen UN-Organisationen, dass bis 2030 sogar zwei Planeten benötigt werden, um die Ressourcen bereitzustellen, die wir verbrauchen werden. 

Die massiven menschlichen Eingriffe in natürliche Ökosysteme bzw. Kreisläufe der Erde im Zuge der Ressourcenverwendung haben weitläufige ökologische Folgen. Phänomene wie der Klimawandel, den Verlust der Artenvielfalt, die Versauerung der Ozeane, Abholzung, Wüstenbildung und zunehmende Verknappung von Süßwasser sind als Auswirkungen dieses menschlichen Eingriffes zu nennen. Diese ökologischen Probleme stellen allesamt eine Bedrohung für das Leben auf der Erde dar und führen darüber hinaus zu sozialen Krisen wie Ressourcenkonflikten und Kriegen, Massenmigrationen, Hungersnöten und Krankheiten. Angesichts dieser ökologischen und sozialen Krisen werden drei Hauptstrategien als Lösungsansätze für den globalen Ressourcenverbrauch diskutiert und getestet. 

Effizienz bezieht sich auf das Verhältnis von Nutzen und Aufwand. Ziel ist es, weiterhin das Gleiche zu produzieren (Nutzen) wie bisher, aber mit einem effizienteren Einsatz von Rohstoffen und Ausstoß von Schadstoffen (Aufwand). Umgesetzt werden kann dies zum Beispiel durch die Verbesserung der Technik, der Prozesse und der Produkte. Beispiel Heizen: Durch die Dämmung in einem Passivhaus muss weniger geheizt werden, um die gleiche Raumtemperatur zu halten, was zu einem geringeren Energieverbrauch führt. 

Konsistenz als Strategie bezieht sich auch auf den Produktionsprozess und zielt darauf ab, auf eine ganz andere Art und Weise zu produzieren – nämlich nach dem Vorbild der Natur: In der Natur gibt es keinen unbrauchbaren Abfall – alles wird in einem geschlossenen Kreislauf wiederverwendet. Wenn verrottendes Obst vom Baum fällt, wird es mit der Zeit wieder in Erde und damit in Nährstoffe für alle Arten von Lebewesen umgewandelt. Das gleiche Ideal wird in der Produktion verfolgt: Wenn ein Produkt seinen Nutzen überschritten hat, sollte es entweder biologisch abbaubar/kompostierbar sein oder vollständig recycelt und als Rohstoff für ein neues Produkt wiederverwendet werden. So entsteht ein geschlossenes System, bei dem die Materialien immer im Kreislauf bleiben und nicht auf dem Müll landen.  Beispiel HeizenEine Heizung wird nicht mit Öl, sondern z.B. mit Holzpellets betrieben. Da Holz ein nachwachsender Rohstoff ist, der ständig nachwächst, geht die Ressource nicht aus dem Kreislauf verloren. 

Das Ziel der Suffizienz ist es, die Umweltbelastung zu reduzieren, indem wir weniger konsumieren und damit weniger produzieren. Die Idee ist, weniger Dinge zu kaufen und den Fokus vom Besitz auf die Nutzung zu verlagern. Suffizienz sollte nicht nur als „Verzicht“ gesehen werden. Einige Befürworter des Ansatzes sehen darin eine Befreiung voständigen Verlangen nach mehr, von den unzählbaren Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung, die die Konsumgesellschaft ständig präsentiert und sowohl Zeit und Energie in Anspruch nehmen. Beispiel Heizen: Eine mögliche Umsetzung wäre z.B. einen Raum weniger stark zu heizen und stattdessen einen warmen Pullover anzuziehen.  

Weitere Informationen unter:  

Behrendt, S., Göll, E., & Korte, F. (2016): Effizienz, Konsistenz, Suffizienz. Strategieanalytische Betrachtung für eine Green Economy. Inputpapier im Rahmen des Projekts Evolution2Green–Transformationspfade zu einer Green Economy. Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung. Berlin. 

Der Begriff Obsoleszenz stammt aus dem Lateinischen (obsolescere) und beschreibt die Abnutzung und Veraltung von Produkten. Ein der Obsoleszenz unterliegendes Produkt ist für seinen ursprünglichen Zweck nicht mehr nutzbar und wird von Verbraucher*innen außer Dienst gestellt. Dieser Alterungsprozess kann durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden 

Wenn ein Produkt durch einen Defekt außer Dienst gestellt wird, wird dies als technische Obsoleszenz bezeichnet. Einem Defekt liegt die Abnahme der Leistungsfähigkeit von Material und/oder Komponenten zugrunde. Beispielsweise nehmen werkstoffliche Eigenschaften wie die Festigkeiten von Metall durch Korrosionserscheinungen ab. Umgangssprachlich kann von abgenutzten oder kaputten Produkten gesprochen werden. Bei der funktionalen Obsoleszenz wird ein noch funktionstüchtiges Gerät durch Verbraucher*innen als veraltet wahrgenommen, da es mit der technischen Umwelt nicht mehr kompatibel ist. Durch veränderte Anforderungen an Soft- und Hardware ist das Produkt nicht mehr vollumfänglich nutzbar und erfüllt die Erwartungen der Konsument*innen somit nicht mehr. Wie z. B. ein intaktes Ladegerät, das nicht ans neue Smartphone passt. 

Eine ökonomische Obsoleszenz liegt vor, wenn eine Reparatur aus Kostengründen ausbleibt, da ein Neukauf im Vergleich rentabler ist. Dass die Neuanschaffung kostengünstiger ausfällt, wird beispielsweise durch schnelle Preisverfälle von Produktgruppen, hohe Reparaturkosten oder auch reparaturunfreundlich konzipierte Produkte bedingtIm Falle der psychologischen Obsoleszenz werden Produkte austauscht, die noch voll funktionsfähig sind. Die Alterung findet hier auf psychologischer Ebene statt und wird von Verbraucher*innen als diese empfunden. Dieser Prozess wird häufig durch Modetrends und Konsummuster ausgelöst, die zur Folge haben, dass Produkte, wie z. B. Smartphones, lange bevor sie kaputt gehen, ausgetauscht werden 

Daneben gibt es allerdings auch die sogenannte geplante Obsoleszenz, bei der die Veraltung eines Produktes von Hersteller*innen geplant und konzeptionell vorgesehen ist. Ein Beispiel liefert der HTV-Geschäftsführer Edbill Grote, dessen auf Elektroniktests spezialisiertes Unternehmen ein Prüfzeichen für Produkte ohne geplante Obsoleszenz entwickelt hat. Er beschreibt das bekannte Phänomen, „dass in Monitoren die Kondensatoren oberhalb von Wärmequellen montiert werden. Die nach oben fließende Abwärme verkürzt dann deren Lebensdauer.“  

Weitere Informationen unter:

Gawel/Bretschneider (2016): Die Nutzungs- und Lebensdauer von Konsumprodukten als Gegenstand staatlicher Nachhaltigkeitssteuerung, in: Zeitschrift für Umweltpolitik und Umweltrecht (ZfU), H.1, S.1-36 

Gutberlet, Anna-Lena (2017): Was ist geplante Obsoleszenz?; unter: https://www.elektronikpraxis.vogel.de/was-ist-geplante-obsoleszenz-a-576644; abgerufen am 01.06.2019 (II)

Öko-Institut e.V. (Hrsg.) (2016): FAQ Obsoleszenz Fragen und Antworten zur Obsoleszenz. Im Auftrag für den Deutschen Bundestag – Parlamentarischer Beirat für nachhaltige Entwicklung. Abschlussdrucksache 18(23)76-2. 

Prakash, S. et al. (2016); Einfluss der Nutzungsdauer von Produkten auf ihre Umweltwirkung: Schaffung einer Informationsgrundlage und Entwicklung von Strategien gegen „Obsoleszenz“, Texte 11/2016, Umweltbundesamt 

https://utopia.de/ratgeber/geplante-obsoleszenz/ 

http://www.wirtschaftslexikon24.com/d/obsoleszenz/obsoleszenz.html

https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/elektrogeraete-werden-immer-kuerzer-genutzt 

http://www.murks-nein-danke.de/verein/ 

Unter planetaren Grenzen werden die ökologischen Grenzen der Erde verstanden, deren Überschreitung die Ökosysteme der Erde und dadurch die Lebensgrundlage der Menschheit gefährden. Das Konzept wurde 2009 durch eine Gruppe von Wissenschaftlern unter der Leitung von Johan Rockström vom Stockholm Resilience Centre und Will Steffen von der Australian National University entwickelt. Ihre Untersuchungen basieren auf dem wissenschaftlichen Nachweis, dass menschliches Handeln seit der industriellen Revolution zum Haupttreiber der globalen Umweltveränderungen geworden ist.

Sie entwickelten neun planetare Grenzen, innerhalb derer ein sicherer Handlungsspielraum für menschliche Aktivitäten besteht. Das Überschreiten dieser physikalischen Grenzen von Ökosystemen, so das Konzept, würde nichtlineare und abrupte Umfeldveränderungen auslösen, die schädlich bis sogar katastrophal für das Leben auf der Erde sein können. Wenn die Grenzen überschritten werden, wird das Ökosystem auf nichtlineare Art instabil. Das bedeutet, dass Bemühungen nach einer Grenzüberschreitung die Stabilität des Ökosystems wiederherzustellen viel schwieriger werden. Die neun Maße sind global, was bedeutet, dass das Überschreiten dieser Grenzen eine globale Ökosysteminstabilität verursacht.

Das Konzept kann dazu verwendet werden Bedingungen zu identifizieren, die in Bezug für die Stabilität und das Überleben von Ökosystemen gefährlich sind. Außerdem können die Grenzen als Indikatoren für den Einfluss des Menschen und insbesondere der menschlichen Produktions- und Konsummuster auf die Stabilität der Ökosysteme dienen. Der Anstieg der einzelnen Komponenten der planetarischen Grenzen ist ein Maß für ökologisch ungünstige Bedingungen. So können diese Grenzen auch als wichtige physikalische Marker für die Gesundheit eines Ökosystems fungieren.

Obwohl neun planetarische Grenzen vorgeschlagen worden sind, gibt es derzeit nur für acht Grenzen adäquate wissenschaftliche Messungen. Mehrere dieser Grenzen sind jedoch nachweislich bereits überschritten. Wie Forschungen zeigen werden sie durch menschliches Verhalten verändert. Daher ist die Kontrolle des menschlichen Verhaltens für das Überleben des Planeten unerlässlich.

Weitere Informationen unter:

  • Johan Rockström et al.: Planetary Boundaries: Exploring the Safe Operating Space for Humanity. In: Ecology and Society. Band 14, Nr. 2, 2009 (ecologyandsociety.org).
  • Will Steffen et al.: Planetary boundaries: Guiding human development on a changing planet. In: Science. Band 347, Nr. 6223, 2015, doi:10.1126/science.1259855.
  • Johan Rockström, Will Steffen, Kevin Noone, Åsa Persson, F. Stuart Chapin: A safe operating space for humanity. In: Nature. Band 461, Nr. 7263, September 2009, ISSN 0028-0836, S. 472–475, doi:10.1038/461472a.

Das Konzept des ökologischen Fußbadrucks wurde Mitte der 1990er Jahre von den Wissenschaftlern Wackernagel und Rees entwickelt. Dieses bildet ab, welche Biokapazität die Erde vorweist verglichen mit der Verwendung dieser durch die Menschen. Einfach gesprochen, zeichnet der ökologische Fußabdruck somit die zur Verfügung stehenden natürlichen Ressourcen der Erde im Vergleich zu den verwendeten Ressourcen durch die Menschheit ab. Dabei wird betrachtet, wie viele Ressourcen wir Menschen verwenden und wie viel Fläche benötigt wird, um diese Ressourcen bereit zu stellen bzw. sie zu erneuern. Das Konzept stellt ein Angebot und Nachfrage System dar. Das Angebot setzt sich aus der biologischen Produktivität aller Wälder und Meeresflächen sowie von Weide- und Ackerland zusammen und wird als „Biokapazität der Erde“ in globalen Hektar (gha) ausgedrückt. Seitens der Nachfrage wird die vom Menschen genutzte Biokapazität betrachtet, welche sich aus der Energiegewinnung, Bauland, Viehzucht, Abfällen und Abgasen ergibt.

Der ökologische Fußabdruckt stellt somit einen Indikator dafür da, wie stark das Ökosystem und die natürlichen Ressourcen der Erde beansprucht werden. Seit etwa 1970 verwenden wir Menschen im Gesamten mehr natürliche Ressourcen als das Ökosystem dauerhaft bereitstellen kann. Laut Berechnungen benötigen wir als Weltbevölkerung aktuell 1,7 Erden für unseren Konsum. Der ökologische Fußabdruck ist für jeden Menschen, jede Stadt und jedes Land unterschiedlich groß. Besonders westeuropäische Länder zeichnen sich durch einen überdurchschnittlich hohen Verbrauch natürlicher Ressourcen aus, wie eine Karte des Global Footprint Network zeigt.

In Deutschland wird etwa ein Drittel der natürlichen Ressourcen für die Ernährung verwendet, gefolgt von dem Bereich Wohnen mit etwa einem Viertel. Mobilität und Konsum machen jeweils etwa ein Fünftel der verwendeten Biokapazitäten aus. Betrachten wir den Konsum, so trägt das Teilen von Gegenständen, die Verwendung von langlebigen und umweltverträglichen Produkten und das Reparieren dazu bei, den eigenen ökologischen Fußabdruck zu verkleinern. Unter folgendem Link kann der eigene ökologische Fußabdruck berechnet werden: https://www.footprintcalculator.org.

Weitere Informationen unter: 

https://www.fussabdruck.de/oekologischer-fussabdruck/ueber-den-oekologischen-fussabdruck/

https://www.myclimate.org/de/informieren/faq/faq-detail/was-ist-ein-oekologischer-fussabdruck/

Repairkultur oder auch Reparaturkultur genannt, steht für das Konzept, Gegenstände zu reparieren, anstatt sie zu entsorgen. Es geht darum, Dinge zu bewahren und sie nach der Reparatur wieder in Gebrauch zu nehmen. Dieses Konzept bildet eine Gegenbewegung zum schnellen und geplanten Verschleiß von Produkten, dem unbedachten Wegschmeißen von nahezu intakten Geräten und dem Neukauf von immer mehr Produkten.

Die Bewegung der Repairkultur gewinnt seit einigen Jahren immer mehr an Bedeutung, welche sich in der Vielzahl an Initiativen widerspiegelt, die in den letzten zehn Jahren gegründet wurden. Im Zusammenhang damit wurden sogenannte Repair-Cafés eröffnet, wie auch das AStA RUBO Repair-Café an der Ruhr-Universität Bochum. In den Cafés bieten ehrenamtliche Helfer*innen ihre Hilfe, ihr Wissen und ihr Geschick an, um so den Besucher*innen bei der Reparatur ihrer kaputten Gegenstände unter die Arme zu greifen. Dabei geht es darum, gemeinschaftlich allerlei Dinge zu reparieren, deren Nutzungsdauer so zu verlängern und dadurch einen Beitrag zur Ressourcenschonung zu leisten. Hierfür eignen sich fast alle vorstellbaren Dinge, darunter beispielsweise Haushaltsgeräte wie Wasserkocher, Mikrowellen, Rührgeräte oder technische Geräte wie Drucker, Laptops, Handys und Musikanlagen. Doch auch Fahrräder, Möbel und Kleidungsstücken können in Repair-Cafés wieder neu in Schuss gebracht werden. Mit der Reparatur dieser Gegenstände, die uns wichtig sind, geht zudem eine gesteigerte Wertschätzung einher. Der Stolz, der damit verbunden ist, etwas repariert zu haben und die Freude, ein Produkt wieder in Benutzung nehmen zu können, sind mehr wert als jeder unüberlegte Weg zur Mülltonne und den anschließenden Neukauf eines Produktes.  

Eine zentrale Mission der Repairkultur ist es, Menschen für das Reparieren zu begeistern, Kompetenzen weiterzugeben und Wissen und Ressourcen gemeinschaftlich zu nutzen. Auch in Zeiten der Corona Pandemie sind Online-Veranstaltungen, Informationsvideos oder Beratungsgespräche per Video-Konferenz eine gute Möglichkeit, die Reparaturkultur zu leben und weiterzuführen.  

Weitere Informationen unter:  

https://anstiftung.de/images/jdownloads/sonstige/make_reparaturkultur.pdf  

https://asta-bochum.de/repair-cafe/  

Im Jahr 2015 einigten sich die Staats- und Regierungschefs der Welt auf die Agenda 2030, eine von den Vereinten Nationen vorgeschlagene Reihe von 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung. Die Ziele nachhaltiger Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) sind politische Zielsetzungen, die der Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene dienen sollen. Sie wurden in Anlehnung an die zuvor entwickelten Millenniums-Entwicklungsziele (MDGs) entworfen und traten am 1. Januar 2016 mit einer Laufzeit von 15 Jahren mit Zielerreichung bis 2030 in Kraft. Im Gegensatz zu den MDGs, bei denen Entwicklungsländern im Vordergrund standen, gilt das Erreichen der SDGs gleichermaßen für alle Staaten. 

Die Ziele lauten:  

  • Ziel 1: Armut in jeder Form und überall beenden 
  • Ziel 2: Ernährung weltweit sichern 
  • Ziel 3: Gesundheit und Wohlergehen 
  • Ziel 4: Hochwertige Bildung weltweit 
  • Ziel 5: Gleichstellung von Frauen und Männern 
  • Ziel 6: Ausreichend Wasser in bester Qualität 
  • Ziel 7: Bezahlbare und saubere Energie 
  • Ziel 8: Nachhaltig wirtschaften als Chance für alle 
  • Ziel 9: Industrie, Innovation und Infrastruktur 
  • Ziel 10: Weniger Ungleichheiten 
  • Ziel 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden 
  • Ziel 12: Nachhaltig produzieren und konsumieren 
  • Ziel 13: Weltweit Klimaschutz umsetzen 
  • Ziel 14: Leben unter Wasser schützen 
  • Ziel 15: Leben an Land 
  • Ziel 16: Starke und transparente Institutionen fördern 
  • Ziel 17: Globale Partnerschaft 

Diese 17 Oberziele sind durch 169 Unterzielen spezifiziert; ihr Erreichen kann anhand von 242 Indikatoren bemessen werden.  

Weitere Informationen unter:  

https://17ziele.de/  

Bewahren, Instandhalten und Reparieren: Wenn Verbraucher diesen Möglichkeiten das schlichte Entsorgen von Dingen vorziehen, ist von der Wegwerfgesellschaft die Rede. Historisch betrachtet, ist das Wort „Wegwerfgesellschaft“ im Zuge der Entwicklung der Überflussgesellschaft entstanden, insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg. Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts war noch von Mangelwirtschaft gekennzeichnet. Menschen besaßen damals – im Gegensatz zu heute, wo wir geschätzt, 10 000 Gegenständen besitzen –  gerade mal 400 Gegenstände, wenn sie nicht zur Oberschicht zählten. Dazu gehörten z. B. Möbel, Kleidung, Küchengeräte und Werkzeuge. Da Ersatz teuer war, mussten die Dinge gehegt, gepflegt und notfalls repariert werden. 

Diese Situation veränderte sich in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts radikal. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr Deutschland mit dem Wirtschaftswunder einen nie dagewesenen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Versorgung der Bevölkerung mit allerlei Gütern und Dienstleistungen schien keinerlei Grenzen mehr zu haben. Knappheit war vermeintlich abgeschafft. Unter solchen Vorzeichen waren jene Tugenden wie Bewahren, Instandhalten, Horten und Reparieren, die in einer Mangelwirtschaft zuvor noch lebensnotwendig sind, obsolet geworden. Sie waren nicht mehr zeitgemäß. Die Zeit des Überflusses begann. Mit ihr einher gingen die Steigerung des Wohlstands, aber auch schnelleres Konsumieren und Austauschen von Gütern, steigendes Müllaufkommen, Ressourcenknappheit und Umweltzerstörung. 

Schon seit den 1950er-Jahren lässt sich deshalb eine Gegenbewegung beobachten, die diese Wegwerfmentalität kritisch hinterfragt und sich für das Reparieren und Bewahren stark macht. Ziel der Gegenbewegung ist es, durch Initiativen und Projekte, wie z. B. Repair Cafés, konkrete Veränderungen und Verbesserungen im Alltag zu bewirken. Damit einher geht die bewusste Abkehr von einer Kultur, in der Produkte kaum in Gebrauch genommen, schon durch die nächste neue Produktgeneration entwertet werden. Es gilt, zu zeigen, dass es auch anders geht, und viele dieser Ideen finden breiten Zuspruch und großes Interesse in der Bevölkerung. Diesem Kulturwandel scheint nach und nach auch ein entsprechender Strukturwandel zu folgen. So entstehen immer mehr Internet-Plattformen, die ihren Nutzern ermöglichen, nicht mehr benötigte Kleidung, Lebensmittel oder andere Dinge weiterzugeben oder zu tauschen. Zudem basieren viele neue Geschäftsmodelle auf der Idee des Teilens, etwa von Wohnraum oder eines Autos – Stichwort „Sharing Economy“.  

Weitere Informationen unter:

https://www.demokratiewebstatt.at/thema/abfall-und-muell/wie-entsteht-der-muell/was-ist-eine-wegwerfgesellschaft 

https://www.deutschlandfunk.de/wegwerfgesellschaft-kulturen-des-reparierens.1148.de.html?dram:article_id=442224 

https://www.goethe.de/de/kul/ges/20534429.html 

https://wertstoffblog.de/2016/11/09/wirtschaftswunder-geburtsjahre-der-wegwerfgesellschaft-die-geschichte-des-recyclings-ix/ 

https://www.hsozkult.de/event/id/event-61245 

Werte sind Vorstellungen von Wünschenswertem und kennzeichnen eine einzelne Person oder eine Gruppe. Sie stellen Orientierungsmuster zur Verfügung und beeinflussen die Auswahl zugänglicher Mittel und Ziele von Handlungen (Rhein, 2006). Werte wie Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit können sich auf unterschiedliche Inhaltsfelder beziehen. In unserem Kontext geht es vor allem um den Umweltschutz als Wert. Es gibt eine breite Diskussion darüber, dass Umweltschutz als Wert in der Gesellschaft eine zunehmende Bedeutung erfährt.  

Ausgelöst durch die Veröffentlichung Ingleharts „Die stille Revolution (1977) wird seit den 1970er Jahren von einem Wandel von materialistischen zu postmaterialistischen Werten gesprochen, wobei zu den postmaterialistischen Werten auch der Schutz der natürlichen Umwelt zählt (Rhein, 2006). Allerdings wird im Zusammenhang mit der Wirtschaftskrise, der hohen Arbeitslosigkeit und der späteren Finanzkrise von einem abermaligen Wertewandel gesprochen bzw. das Modell des Postmaterialismus kritisch hinterfragt.  

Postmaterialismus ist ein primär kulturtheoretischer Begriff und meint letztlich bestimmte Einstellungen sozialer Gruppen bzw. „Milieus“. Er geht davon aus, dass durch die Erfüllung der materiellen Werte und der damit verbundenen psychischen und physischen Sicherheit eine fortlaufende Individualisierung der Menschen stattfindet. Im Zuge dieser materiellen Sicherheit und Individualisierungstendenzen entwickeln Menschen zunehmendes Interesse an nicht-materiellen und „höheren“ Werten, welche Lebensqualität ausmachen sollen. Zu diesen Werten zählen beispielsweise Gesundheit, Freiheit und Glück aber auch Kultur, Interesse an sozialen Belangen und Umweltschutz. 

Die Werteforschung bestätigt empirisch, dass das Interesse an immateriellen Werten in vielen Bevölkerungsgruppen bzw. in der Gesellschaft insgesamt steigt. Gleichwohl muss dies nicht notwendigerweise bedeuten, dass sich diese Werte direkt und unmittelbar in entsprechenden Handlungsentscheidungen ausdrücken.